Samstag, 10. Januar 2015

Aufbrausender Samstagskaffee


 Was für eine Woche. Gerade am Anfang der Woche war ich mit knapp 5000 Leuten in Hamburg auf der Straße, um gegen (mehr oder weniger gut getarnte) rechte Idiotie ein Zeichen zu setzen. Während ich da so rumstand zwischen den vielen Leuten im Dunklen und Kalten, dachte ich, dass es mal an der Zeit wäre auch hier auf diesem Blog ein wenig mehr zu diesem Thema zu schreiben. Ein bisschen Aktionismus unters lesende Volk sprühen. Ich wusste nur noch nicht so richtig wie. Und dann die Sache in Frankreich. Da fehlen mir eigentlich ebenso die Worte. Oder eigentlich auch nicht. Es ist defintiv immer leichter zu sagen, wogegen man ist. Natürlich bin ich gegen Fremdenhass, angstgeschürte Aktionen gegen das vermeindlich Unbekannte, gegen Ausgrenzung, Abgrenzung und Abschiebung, gegen Gewalt, gegen Vorurteile. Auf der anderen Seite stehen dann die Dinge für die ich bin. Ich bin für Toleranz, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Achtung, Respekt, Offenheit und Verständnis. Das "Für" schlägt defintiv das "Dagegen".
 Irgendwann später diese Woche schlichen sich zu dem Thema folgende Gedanken zwischen meine Ohren: Ich möchte in einer bunten und vielfältigen Welt leben. Ich möchte Burger und Falafel essen, ich möchte Weihrauch und Rosen riechen, ich möchte Yoga und Capoeira machen, ich möchte Bauchtanz und Sirtaki tanzen, ich will das Kreuz des Südens und das Nordlicht sehen, ich möchte Röcke und Hosen tragen, ich möchte joggen und Rollstuhlbasketball spielen, ich möchte Zimt und Eukalyptus schmecken, ich möchte lachen und weinen, ich möchte Baumwolle und Leinen tragen. Ob ich all das wirklich tue oder nicht ist ja erstmal egal, aber ich möchte es tun können und ich möchte frei denken und reden können. Etwas Wichtigeres gibt es nicht.


 Auf jeden Fall ist es allerspätestens jetzt an Zeit öfter und mehr und lautere Zeichen für das was man will zu setzen. Demonstrationen sind ein erster Schritt. Natürlich darf es dabei nicht bleiben, man muss das Demonstrierte auch im Alltag immer wieder zeigen, es leben. Vielleicht ist es leichter in die heimische Sofapolsterung zu pupsen, anstatt auf die Straße zu gehen und/oder die Arschbacken zusammenzukneifen und mal die Zähne auseinander zu bekommen, aber früher oder später könnte das dazu führen, dass es auf dem Sofa ziemlich ungemütlich wird.
 Vermutlich liest sich das hier nun alles etwas wirr, aber es ist wohl nachvollziehbar. Für meinem Blog habe ich für die nächsten Wochen aber dazu sicherlich noch den ein oder anderen Beitrag zum Thema im Ärmel. Heute geht dieser Wust zu Ninjas Kaffeerunde. Meiner kommt heute aus St. Pauli neben dem Bagel, während draußen der Orkan den Regen peitscht und es in den Lieblingscafés nach nassem Hund riecht (übrigens ein Geruch, den ich mehr vermisse, als ich mir vorgestellt habe). Haltet eure Gedanken frei und euer Gemüt offen!

5 Kommentare:

  1. Hallo Jule,
    das hast Du super geschrieben. Genau so ist es. Besser kann man es nicht formulieren.
    Danke dafür und einen lieben Gruß nach Hamburg aus der Nähe von Köln.
    Petra

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  2. Ja, in diese Richtung sollte man sich bewegen! Nicht nur punktuell Haltung zeigen, sondern die innere Haltung im Alltag nach außen tragen :)
    Danke für diese Worte und noch ein schönes Wochenende!

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  3. Ich bin so froh, dass mir das Fremde keine Angst macht. Das ist auch Freiheit. Deine Worte teile ich hunderprozent. Einen schönen Sonntag. Regula

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