Samstag, 30. April 2016

Aprilliteratur 2016 und der Samstagskaffee


Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf. 


 Das Hörbuch des letzten Nähwahns. Eine bisweilen recht düstere Jugendgeschichte aus Ostberlin. Teilweise wohl etwas nostalgisch angehaucht, im großen und ganzen aber eher eine typische Jugendfreundschaftsgeschichte zwischen Kindern von unter der Arbeiterklasse und Parteifuntkionären.  Dabei das Suchen nach dem Inhalt eines zufriedenen Lebens, Ausprobieren, Scheitern und weiter machen. Bei Hörbüchern bin ich mittlerweile sehr kritisch, was die Vorlesenden angeht. Sebastian Zimmler konnte ich sehr gut zuhören.


 Gelesen für die Arbeit mit einem meiner Förderlernenden. Uns gefiel die Geschichte recht gut. Es geht um Jamie, der mit seiner Mutter seit kurzem bei seiner kranken Tante in der Wohnwagensiedlung lebt und sich mit dem Leben dort nicht zurechtfindet. Die Freundschaft zu Audrey deckt aber später sein düsterstes Geheimnis auf. Leider ist dieses düstere Geheimnis so um den heißen Brei herum beschrieben, dass Förderlernende es leider schwer fällt, zu verstehen worum es eigentlich geht. Ansonsten wäre das hier ein ganz famoses Buch für Kids zwischen 12 und 15. Ein weiterer Grund, weshalb ich diese "hauptsache ich habe mit tollen Wortspielen und Vergleichen gespielt" Geschichten nicht leiden kann. Sag doch einfach worum es geht. Einen dicken fetten Pluspunkt erhält dieses Buch aus pädagogisch, deutschfördernder Sicht für den Auftritt eines Autors in Jamies Schule. Das Kapitel werde ich demnächst immer Nutzen, wenn es darum geht, mit Lernenden Geschichten zu schreiben.


 Es lief mir so über den Weg, als sich meine Gedanken gerade wieder tief in der Sinnhaftigkeit des Selbermachens vergruben. Ein Buch voller Anregungen rund um die Themen Wiederverwenden, Leihen statt kaufen, Upcycling und nachhaltigen Konsum. Grundsätzlich erstmal super und auch wirklich mal wieder ein feines Anstupsbuch. Für mich gab es leider wenig neues darin. Vermisst habe ich (wie in fast allen Büchern zum Thema) eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, dass auch nachhaltiger Konsum, Konsum bleibt und oftmals nicht aus Notwendigkeit heraus betrieben wird. Ich könnte schon wieder einen eigenen Artikel daraus stricken. Kapitalismus, Konsum, Wirtschaft, Sklaverei, Freiheit. Ab in den Wortspeicher und dann vielleicht ein ander mal. Wer immer schon nach Möglichkeiten für weniger und nachhaltig gesucht hat, könnte in diesem Buch fündig werden, sollte aber auch nicht zu viel erwarten. Die meisten spannenden Adressen, auf die im Buch verwiesen werden, sind in Berlin (!!!) zu finden. Sagt ja auch schon wieder eine Menge aus.


 Ich hatte da mal eine Bildungslücke zu schließen. Das anarchistischen rothaarige Mädchen meiner Kindheit und Jugend hieß Pippi und Zora war höchstens in den wenigen Fernsehminuten die mir zustanden mal präsent. Aber es ist ja nie zu spät. Jedenfalls habe ich nun die Geschichten der roten Zora und ihrer Bande auch in meinem Herzen und hatte nicht wenig Lust ganz schnell mal nach Kroatien zu reisen. Zudem war ich erstaunt, dass ein solches Buch im deutschsprachigen Raum 1941 erstmals erscheinen konnte. Nach einer minimalen Recherche lüftete sich das Rätsel und es stellte sich heraus, dass Kurt Held es im Exil in der Schweiz veröffentlicht hatte. Es war auf jeden Fall eine sehr wärmende Geschichte zwischen den ganzen Aprilregenhagelschneeschauern. Ich fürchte nur, dass Zora Pippi nicht vom Thron in meinem roten Herzen stoßen kann.


 Ich wollte es dann doch mal wissen. Wie war Superman früher und wie hat er sich entwickelt? In diesem Buch kann man mit Superman durch seine Entwicklung reisen. Vom ersten Auftritt bis (fast) heute. Das fand ich schon recht spannend. Ebenfalls das Vorwort, welches die Idee zum ersten aller Superhelden fein erklärte. Allerdings muss ich dazu sagen, dass einige Geschichten sehr viele Lücken aufreißen und nicht schließen. Das ist ziemlich verwirrend und wirft mehr Fragen auf. 


 Clemens Meyer wollte ich an dieser Stelle schon fast unterschlagen. Ich hatte es schonmal gelesen und fand es beim zweiten Mal nur noch schlechter und großkotziger. Was sind das für Menschen, die einem solche selbstgefälligem Autor zu Ruhm verhelfen? Ein Blick auf den Abschaum der Gesellschaft, der sich betrunken, stinkend, arm und gewalttätig in den schmutzigen Ecken der Städte aufhält. Sozialvoyeurismus, mit diesem hochnäsigen Blick der gebildeten Menschen. Buh, Clemens Meyer hat auch mal von der Sütze gelebt, darum kann er sich diesen Blick leisten oder was? Klassengesellschaft wird leider nicht alleine von Geld erzeugt. Clemens Meyer schreibt für die Menschen, die "oben" sind, über die die "unten" sind. Die die "unten" sind, werden seine Bücher wohl kaum lesen, denn "unten" fehlt es oft am Licht, um Bücher zu lesen. Das Schild des Bildungsbürgertums aus welchem Herr Meyer stammt, hält er auch brav in jedem Satz mindestens einmal lautstark in die Höhe. Das ist irgendwie so wie Bildzeitung fürs Bildungsbürgertum. Mir rollen sich bei so etwas immer nur die Zehennägel hoch. Brrrrr. Und sollte ich ihn einfach nur Missverstehen, dann erkläre ihn mir doch bitte mal jemand. Gewalten ist auch bei weitem nicht das einzige Buch, welches ich von ihm gelesen habe.

Und was habt ihr im vergangenen Monat so verschlungen? Ich schicke meinen Samstagskaffee noch zu Andrea und dann schlage ich das nächste Buch auf. Heute schonmal für Mai anfangen.

Donnerstag, 28. April 2016

Warme Hausfüße


 Dicke Socken finde ich ja super. Seit ich Stricken kann, versuche ich meine fiesen Polyestersocken aus der Schublade zur verbannen und durch anständige zu ersetzen. Wenn ich nach hause komme, heißt es meisten so Schuhe aus, dünne Socken aus, dicke Socken dran. Ich war nie ein Hauschuhmensch. Außer als ich in WG gelebt habe. Da klebte der Küchenfußboden doch manchmal zu sehr, um sich auf Socken zu bewegen.


 Richtige Socken sind mir aber manchmal auch schon fast zu viel. Da will ich einfach nur eine wärmende Schicht über meine dünnen Socken ziehen und brauche gar nicht so sehr die Fesseln gewärmt. Also habe ich mir Füßlinge gestrickt. Die Hausschuhe unter den dicken Socken.


 Eigentlich wollte ich sie noch besticken. Da sie nun aber schon seit zwei Monaten in meinem Strickkorb ein ungetragenes Dasein fristen, lasse ich sie jetzt erstmal frei und trage sie lieber. Zudem sind warme Hausfüße im Moment auch dringend notwendig. Brrrrrrr.


   Und die letzten werden es auch nicht gewesen sein. In die Donnerstagssammlung dürfen sie heute noch rüber.

Mittwoch, 27. April 2016

Kleine Superkleidung


 Ich räume meinen Stoffschrank leer. Auf die Gefahr hin, dass es langweilig wird, gibt es heute schon wieder kleine Kleidung. Ich hatte da so einen Lauf und den wollte ich ausnutzen.


 Größe 68 für den Süßministersekretär. Der Süßminister und ich haben schon Klamotten aus diesem fantastischen Stöffchen. Ein bisschen war noch da. Aus Gründen. Nun also auch eine ganz kleine Nummer.


 Noch ein bisschen für den Kleinsten. Ein Set sogar. In Größe 56. Auch wenn ich sowas eigentlich noch spießiger finde, als mit allemensch im Partnerlook. Die Glückspilze waren aber dringend nötig. Ein Coupon vom Stoffmarkt. In grün kam der schon als Kapuzenfutter für die Schwägerin zum Einsatz.



 Weil ich so furchtbar viel für den Kleinsten genäht habe, hatte ich schon fast ein schlechtes Gewissen. Also habe ich den Süßminister gefragt, ob er ein paar neue Hosen bräuchte. Prompt kam die Bestellung. Eine grüne, eine braune und einen rote waren gewünscht. Rot und braun hatte ich gerade nicht am Lager. Darum nur eine grüne und eine blaue.


 Die grüne Hose finde ich ja am besten. Ein sehr dicker Leinenstoff, sehr stabil und wohl auch noch ein bisschen warm. 


Die blaue ist auch aus einem Leinenrest. Dann aber eher für wärmere Temoperaturen.


 Am Besten finde ich aber diese beiden Teile hier. Reste meiner neuen Supergirlhose. Ein Superbruderset. Einmal in Größe 110 und einmal 56.

  
 Beide mit amerikanischem Ausschnitt. Ich habe ein kleines Faible dafür entwickelt. Merkt man gar nicht, oder?


 Weil der Kleinste vermutlich schneller wächst, als ich blinzeln kann, gab es noch eines in 68 dazu. Mit etwas anderer Stoffkombi, da der vollbedruckte Stoff dann doch alle war. Diese Kombi finde ich eigentlich am besten. Doch hier werden die Kinderklamotten so genäht, wie die Stoffreste ausfallen.
 Und damit schicke ich alle diese Sachen in die Jungssammlung. Es sind noch einige Stoffreste da. Im Hinblick auf kleine Kleidung ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.

Dienstag, 26. April 2016

Siebdruck auf Papier


 Vergangenes Jahr habe ich Siebdrucken gelernt. Dabei habe ich unfassbar viele Aufnäher produziert. Aber man kann ja nicht nur auf Stoff siebdrucken. Ich habe es auch auf Papier versucht. 


 Das klappte nicht ganz so optimal wie mit Stoff. Das lag vielleicht an der Technik, vielleicht aber auch an mir. Stoff ist einfach mehr mein Material. Das Papier stammt aus meinem Materialfundus, der sich somit auch ein bisschen mehr lichtete.


 Unfassbar cool fand ich den Effekt, den ich auf Bildern von mir erzielte, die ich mal während meiner Kunstlehrerinnenzusatzausbildung geschmiert hatte. Vielleicht erinnert ihr euch. Sonnenuntergang bei 200 Sachen 1 und 2 hängen in meinem Flur, das hier waren nicht so gelungene Exemplare. 


 Die Streichrichtung der Temperafarbe unter den Drucken ergab sich durch die Anordnung der Motive auf dem Sieb.


 Alle Motive haben erstmal ungefähr Postkartengröße. Einiges davon ist es sicherlich wert, gerahmt zu werden.


 Mal sehen, was ich damit werde. Aber los werde ich sie sicherlich.


 Zu guter letzt hatte ich noch ein Stück alter Tapete aus einem alten Tapetenmusterbuch. Hier hat auch die Tapetenstruktur ein bisschen zum besonderen Druckeffekt beigetragen. Siebdruck meine neue Leidenschaft, wenn auch nicht so ohne weiteres umsetzbar. Es wird sicher noch einiges kommen. Heute dürfen diese Drucke in die Dienstagssammlung.

Montag, 25. April 2016

Fundstücke von neulich


 Eigentlich wollte ich heute einen tollen inklusiven Montag präsentieren. Doch die Gedanken zu meinem nächsten Eintrag sind noch so unsortiert. Der Eintrag muss noch ein wenig reifen. Darum gibt es heute leichte Kost mit Trödelfunden. Gestern habe ich ziemlich viel Gutes auf dem Lieblingströdel gefunden. Erst hatte ich die leise Hoffnung, sie verstecken die guten Sachen vor mir, weil ich doch gerade vom Kaufen und so gesprochen hatte. Doch da hatte ich mich getäuscht. Zu allem Überfluss war noch Schietwetter angesagt und die Menschen wollten ihre Waren schnell und darum günstig loswerden. Jaja.


 Die Suppentasse steht hier schon länger rum und dient als Lieblingseisschale. Die habe ich aus dem Verschenkestand bei mir um die Ecke gezogen. 


 Wie herum gehören eigentlich diese kleinen Untersetzer? Ist das ein hängender Apfel oder eine Blume? Ich bin mir nicht so sicher. Ich überlege, ob man daraus nicht was basteln könnte. Explodierte Ohrbaumler? Mobilé? Brosche? Mal sehen.


 Und diese Küchengardine fand ich auch sehr hübsch. So viel Dampf oder Küchengeister. Für mein Küchenfenster reicht sie so leider nicht. Da hängt ja auch schon eine schöne Gardine. Mal sehen, was das wird.


  Ein bisschen alte Bettwäsche und ein Stück vom Regenbogen gab es auch noch dazu. Hach.

Sonntag, 24. April 2016

7 Sachen # 17.16

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe. Gesammelt werden die Sieben jeden Sonntag bei Anita.


1. Getrunken: Kaffee zum Einstieg in den Tag am Küchentisch. Darauf lagen noch meine neuen Waffen, die ich zusammen mit Antje bestellt hatte. Lieberweise hat sie mir die in einen Briefumschlag gesteckt und mir geschickt. Das war eigentlich nicht Sinn der Sache, aber irgendwie sehen wir uns in letzter Zeit leider nicht so oft und Post bekommen, die keine Rechung ist, ist ja immer nett. Ich bin jetzt jedenfalls wieder gut ausgestattet mit allem, was man zum friedlichen Straßenkampf so braucht. Das sind übrigens Aufkleber. Und wie gut passt dazu bitte das wundervolle Blümchenkostüm des Briefumschlags?


2. Getragen: Trödelfunde nach hause. Nein, es ist nicht der Stuhltisch und auch nicht das Rennauto geworden. Das habe ich nur fotografiert, weil wir früher auch solch einen Stuhl hatten. Aus Plastik. War immer sehr elektrisierend. Meine Funde zeige ich im Laufe der Woche mal.


3. Gelegt: Nähmaterial und Hörbuch parat. Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich heute anständig beim Milas Lese- und Handarbeitssonntag mitmachen sollte. Ich hatte aber irgendwie keine große Lust, ständig meine Arbeit zu unterbrechen, zum Rechner zu rennen und meinen Blogpost zu aktualisieren. Außerdem werden hier gerade kleine, mehr oder weniger Überraschungen gezaubert. Da wäre das ja recht doof gewesen. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich schon lange kein Hörbuch mehr beim Werkeln gehört habe. Mein letztes wurde von Katharina Thalbach gelesen und ihre Stimme behagt mir nicht so sehr. Dieses hier war aber ganz gut. Ich habe die Hälfte geschafft. Eine ostdeutsche Jugendfreundschaftsgeschichte. Wenn ich es bis Ende des Monats schaffe, gibt es im Literaturrückblick eine anständige Rezension.


4. Gestaunt: Über das Schneetreiben vor dem Fenster. Ich wollte dem Wetterbericht ja nicht trauen. Die Trödelverkaufenden haben das geahnt. Wetterbedingt bin ich heute sehr preisgünstig an schöne Dinge gekommen. Dabei hatte ich ihnen so sehr Trockenheit gewünscht. Ein paar Minuten später kkam sogar noch ein ordentlicher Hagelschauer runter. Mittlerweile scheint die Sonne. April halt.


5. Gefüllt: Frische Bohnen in die alte Mühle.


6. Gepflanzt: Nicht. Die Avocadokerne müssen noch ein bisschen länger auf der Fensterbank harren. Die hätten vermutlich auch nen Hau bekommen, wenn ich sie in die kalte Erde, die auf dem Balkon lagert, gesteckt hätte.


7. Gefertigt: Naja fast. Die Säume fehlen noch. Drei große Kleidungsstücke habe ich heute unter meiner Maschine hervorgezaubert. Zwei Stücke liegen noch zugeschnitten parat, doch erstmal brauchte ich eine Pause. Während ich genäht habe, habe ich sogar ein kleines Handyvideo für den Süßminister gedreht. Was die Jule mit der Nähmaschine macht nämlich. Nur das Brummbrumm mit ein bisschen Stoff, aber ich denke das passt schon. Immerhin musste ich treten, Stoff führen und dabei mit einer Hand filmen. Was für eine Action fürs Hirn.

 Ich gehe jetzt mal meine Wäsche aufhängen noch ein bisschen arbeiten und vielleicht ist noch ein bisschen Durchatmen angesagt. Habt eine gute Woche!

Samstag, 23. April 2016

Samstagstee in fast blau


 Draußen, fast vor meinem Fenster tobt das Straßenfest. Ich war heute schon ganz früh draußen, habe ein paar Flohmarktstände abgebummelt und die relative Leere schnell zum Futtereinkauf genutzt. Da schien sie noch dauerhaft, die Sonne.


 Beim Frühstück wieder eine Woche abgehakt, die mich näher an meine sehr großen Ferien bringen. Dabei über die vergangene siniert. Der April hat einiges ziemlich durchgeschüttelt. Ausgestanden scheint es noch nicht endgültig. Dafür hat er aber auch einiges im Kopf angestoßen. Spätestens das Barcamp, an dem ich am Donnerstag teilnahm, hat dazu ganz groß beigetragen. Ein paar neue Ideen dazu werde ich hoffentlich in der kommenden Woche erzählen können.


 Der fast reinblaue Himmel hat sich mittlerweile auch ein wenig zugezogen. Die Fenster bleiben heute zu. Und entgegen der Vorhaben, werde wohl auch ich drin bleiben. Es gibt genug zu tun. Wie immer. Bei Andrea schaue ich nochmal vorbei und dann frisch ans Werk.

Donnerstag, 21. April 2016

Ich bin nicht Supergirl

 Achtung, der folgende Beitrag enthält Hirn. Wer Denken nicht mag, sollte schnell weiterklicken.


  Ich habe eine neue Entspannungs- und Yogahose. Eine Superwomenhose. Seit im Fernsehen Supergirl läuft, bin ich total hin und weg und habe ein neues Vorbild. Ich liebe diese Serie. Sie hat mich total gefangenen genommen. Vor allem unter feministischen Gesichtspunkten. Mit dieser Hose wird es aber auch Zeit, dass ich mir einmal mehr an die eigene Nase fasse.


 Gerade bei diesem Stoff habe ich das mal wieder erlebt. Ich sah ihn und sofort hatte ich in meinem Kopf wieder dieses "Haben will!". Ich bin ein paar Monate drum herum geschlichen, aber am Ende landete er doch in meinem Stoffbeutel. Er ist nicht bio, er ist nicht fair. Streng genommen brauchte ich diese Hose nicht. Ich habe sie trotzdem genäht.


 Ein passendes Shirt wollte ich dazu auch haben. Brauchte ich aber eigentlich auch nicht. Hier war ich kurz davor, dass Supergirlzeichen auf die andere Seite zu platzieren und mit Stoffmalfarbe "onderpädagogin" zu ergänzen. Das kam mir dann aber doch zu großkotzig vor.


 Aber mal im Ernst: Wieviel heldenmäßiges steckt in mir? Nicht besonders viel finde ich manchmal. Da zweifle ich an mir, wenn der Mülleimer nach einer halben Woche schon wieder voll ist, weil ich zu viel Müll um meine Sachen mitgekauft habe. Da ist das Gewissen, dass sich meldet, weil ich überhaupt schon wieder etwas gekauft habe, obwohl ich mir mal vorgenommen hatte, das nicht zu tun. Gescheitert, auf ganzer Linie. Da mault das Herz, weil ich schon wieder Angst habe, das Essen zu versauen und darum nach Fertignahrung greife (bedingt wohl auch den Müll). Ich kaufe Stoff, der weder bio noch fair ist und nähe Sachen, die ich eigentlich nicht brauche. Ich habe eine viel zu große aber günstige Wohnung in einer sonst teuren Großstadt, die jemand anders, vielleicht viel nötiger hätte...


 Auf der heldenhaften Seite stehen auch ein paar Dinge. Veganes Leben, keine Kaufklamotten mehr, Lebensmittel meistens bio oder/und regional, kein Auto, grüner Strom, jede Demo gegen und für was Brauchbares mitnehmen, wenn ich etwas wirklich brauche, versuche ich es erst gebraucht zu bekommen, Ehrenamt und irgendwie zähle ich meinen Job auch dazu. 


 Und dennoch tappe ich immer wieder in diese Fallen in denen mein Gewissen laut "DAS IST DOCH SCHEISSE!", schreit. Ich kann mich quälen damit. Ich kann was drehen und ich sollte was drehen. Plastikfrei, Low Waste, Bio und fair, mehr Engagement für alles mögliche. Ich weiß, dass ich bei Handarbeiten anfangen sollte. Mein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten. Ich nähe nur noch spärlich für mich selbst. Und auch sonst habe ich eigentlich genug Kram, als dass ich immer noch was dazubasteln muss. Meine Hände müssen aber irgendwas tun. Ich hänge an der Nadel, am Tun. Ich brauche das, um meine Gedanken zu sortieren, um zur Ruhe zu kommen. Das Erfolgserlebnis bei jedem gelungenen, selbstgemachtem Stück ist doch jedes Mal unbeschreiblich. Ich freue mich immer, wenn liebe Menschen mich fragen, ob ich was für sie zaubern kann. Ich werde den Teufel tun und einen Shop aufmachen, aber ich werde endlich mal die Kurve bekommen und bio und/oder faire Stoffe vernähen. Auch für die Lieben, die sich Dinge wünschen. Ebenfalls werde ich weiter alte Stoffe mit Vorgeschichte verarbeiten. Bevor ich neues Material kaufe, sollte ich mal schauen, welches Projekt schon in meiner Wohnung rumliegt und auf Bearbeitung wartet. Oh, ich hoffe so sehr, dass ich das hinbekomme. Auf der anderen Seite weiß ich nämlich auch, dass es sehr anstrengend ist, immer wieder dieses "Haben will!" niederzuringen. Und wenn ich das hinbekomme, dann lerne ich kochen, so dass es auch mir schmeckt. Haha.


 Einer meiner liebsten Buttons ist übrigens dieser hier. Er passt so gut zu all dem. Und es gibt doch noch so viel zu tun. Einfach mal versuchen, ein bisschen weniger Arschloch zu sein. Supergirl hat es in der dieswöchigen Folge ja auch hinbekommen, ohne Superkräfte eine Superheldin zu sein. "Wenn viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, viele kleine Dinge tun...", "Es gibt Dinge, die man tun muss...", "Be the Change...". Aber wehe, man fängt einmal an zu denken. Dann muss man auch irgendwie ertragen, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Soviel dazu. Und nun mache ich Schluss und schiebe dies hier rüber in die Donnerstagssammlung. Allerdings distanziere ich mich hier hartnäckig davon, dass das hier typisch weibliche Selbstzweifel seien. Ich habe genug Männer in meinem Umkreis denen es in Bezug auf eine korrekte Lebensweise GENAU so geht.

Mittwoch, 20. April 2016

Kleine und mittelkleine Kleidung


 So, kleine Kleidung. Mal wieder. Einen ganzen Stapel habe ich wieder aus Resten genäht. Den Anfang machen neue Shirts für den Süßminister mit ein bisschen Botschaft. Siebdruck auf der Rückseite eines alten Shirts, dass ich für eine Shirtdecke geschlachtet habe. 


 Einer der Drucke ist mir nicht ganz so gut gelungen, ich habe ihn aber dennoch verwendet. Bei Punkers geht es nicht immer um Perfektion. Und mir komme jetzt niemand mit politischer Indoktrination von kleinen Menschen. Wenn irgendwer das mit der Anarchie drauf hat, dann ja wohl die Kleinsten. Außerdem ist das auch nur Pippi Langstrumpf.


 Dann gab es noch Geschwistershirts. Einmal in sehr klein und und klein. Das ganz kleine ist für den ersten Sekretär des Süßminister. Aber da wird er wohl noch reinwachsen müssen. Kleine Kleidung mit dicken "Säugetierfischen". Den Stoff habe ich tatsächlich mal neu gekauft für diesen Zweck, was bei mir bisher nur einmal vorkam.


 Beide sind mit amerikanischen Ausschnitt. Mir wurde von führenden Eltern attestiert, dass dies ein sehr anziehfreundlicher Ausschnitt sei. Nähen tue ich ihn auch am liebsten.


 Dazu gab es noch was für den Sekretär für untenrum. Der Nicki ist auch ein Reststück. Die Schwägerin hat daraus einen Pullover. Ist ja immer wieder schön, so kleines Zeug zu basteln. Ist zwar streckenweise etwas frickelig, geht aber schnell und man kann wunderbar die letzten Reste dabei verbraten. Demnächst muss ich dringend noch mehr Hosen nähen. Da herrscht ein kleines Ungleichgewicht zwischen Ober- und Unterbekleidung...