Mittwoch, 30. November 2016

Novemberliteratur 2016


 Am Ende des Monats immer (wenn ich es schaffe) ein kurzer Rückblick auf Literatur, die den Weg durch meine Augen in meinen Kopf gefunden hat.
 Und diesen Monat gab es eine ganze Menge Futter für den Kopf.


 Beim Werkeln habe ich diesen Monat Joachim Meyerhoff zugehört. Er las ziemlich theatralisch aus seinem eigenen Buch. Live. Teilweise habe ich die Lacher des Publikums allerdings nicht wirklich verstanden. Vermutlich habe ich einfach einen anderen Humor. Ich fand es einmal mehr ein sehr liebevolle Geschichte. Joachim Meyerhoff schildert sein Leben während seiner Schauspielausbildung bei den Großeltern. Dabei erzählt er auch Geschichten aus seiner Kindheit, welche ein großartiges Bild von diesen etwas schrulligen, aber fantastischen Großeltern und seiner restlichen Familie zeichnet. Ich habe dem ganzen sehr gerne gelauscht.


 Das diesmonatliche Buch, dass wir im Lesekreis gelesen haben. Eine faszinierende Geschichte. Eine Freundschaft, die zu irgendwie so etwas wie Liebe wird. Eine schräge aber verlässliche Beziehung wird hier gezeichnet. Eine Geschichte, was Krieg und frühe Verwaisung und ein Haufen Schicksalsschläge mit einem Menschen machen kann. Dabei wurde es aber niemals irgendwie absurd oder vollkommen unerträglich (wahlweise bin ich schon so abgestumpft). Es war etwas holprig hineinzukommen, doch zwischen den Seiten dieses Buches verbergen sich eine Menge Perlen aus Sätzen und Worten.


 Sohn und Enkel erzählen die Geschichte des Menschen Albert. Vater und Großvater, dessen Leben massiv von der Zeit des zweiten Weltkriegs und der Naziherrschaft geprägt ist. Wie ein Krieg und politische Umstände einen Menschen prägen. Ein hartes Leben, das Widerstand füttert. Fast schon eine sehr passende Ergänzung zu dem vorrangegangenen Buch. Dazu fein mit Zeichnungen und handgeschriebenenen Texten und Fotos illustriert. Geht nahe.


 Der Besuch der Touchdown Ausstellung hat vermutlich dafür gesorgt, dass ich den gesamten Monat nicht mehr so richtig von dem Thema Inklusion losgekommen bin. Den Ausstellungskatalog habe ich mir vor Ort auch gleich besorgt. Sehr spannend und lehrreich. Vor allem fand ich es schön, die Texte zu den Exponaten nochmal in Ruhe lesen zu können. Ich würde meinen Arsch drauf verwetten, dass dieses Buch im Unterricht zum Einsatz kommt, wenn ich mit meinen Lehrenden die Themen "Behinderung" oder "Inklusion" behandeln werde.


 Mit Antje war ich bei einer Lesebühne in Lüneburg. Ein herrlicher Abend. Ninia hat auch dort gelesen. Ich habe mich vor Ort schnell und heftig in ihr Lachen auf der Bühne verliebt. Ich habe schon selten niemanden mehr so herrlich Lachen gehört wie sie. Natürlich musste ihr Buch mit und signiert hat sie es mir freundlicherweise auch noch. Kurze Geschichten und Gedichte. Teilweise herrliche absurd, teilweise erschütternd real. Ich habe die Geschichten nur so weggeschlürft und abgefeiert. Und ich mag heute mal die Zitatekeule schwingen. Ninia schreibt in "Nichts ist egal": "Ich möchte, dass alle Menschen wütend sind. Ich möchte, dass du aufstehst und einfach mald arüber nachdenkst, was hier eigentlich abgeht. Halt an. Hör auf Zeitung zu lesen und geh raus in die Welt. Sprich doch mal mit den Hinterbliebenden, den Opfern und Leidenden. Und hör auf, immer nur Berichte über die Bösen zu schauen." Weise und laut gesprochen. Ich bin Fanin! War ich eh schon, aber das darf ich ja auch mal hier schreiben. Einen Blog hat diese großartige Frau übrigens auch *klick*.


 Dieses Buch lag hier auch schon einige Zeit unangetastet rum. Aber wo ich gerade bei Bloggerinnen, die Bücher schreiben war, konnte ich mir als nächstes auch dieses reinfahren. Ich habe die ekelhafte Angewohnheit beim Lesen Eselsohren in Seiten zu knicken, auf denen etwas großartiges steht. Dieses Buch hat jetzt ziemlich viele Ohren. Viele Ideen, über die ich hier vermutlich in absehbarer Zeit nochmal laut nachdenken werden, einige Fragen, die Laura aufgeworfen hat. Behinderung, Nichtbehinderung, Diskriminierung, Inklusion.... Zudem mag ich ihren Schreibstil sehr. Sie nimmt einen mit in ihr Leben, eröffnet neue Blickwinkel, immer mit einer unfassbaren Kraft, ohne die Mitleidskeule zu schwingen. War auch noch nie ihr Stil. Schon auf ihrem Blog mochte ich ihre Wortgewandheit. Davon hätte ich auch gerne ein paar Scheiben.


 Man könnte meinen, ich hätte im vergangenen Monat eine eingeschränkte Themenauswahl im Hinblick auf Literatur getroffen. Aber dieser ganze Themenkomplex macht die Gedanken und den Geist unfassbar weit. Finde ich. Berichte aus realen Leben durchbrechen immer Gedankenwände. Diesen Monat erschien das Buch von Mareice. Noch eine Bloggerin aus meinem kleinen Universum, deren Schreibstil und Geschichte ich schon länger folge. Und auch dieses Buch hat nun eine ganze Menge Eselsohren. Gedankenanstöße. Bergeweise. 
 Grundsätzlich sei vor allem zu den letzten drei Büchern zu sagen, dass ich alle paar Seiten einen dicken Kloß im Hals hatte. Ich weiß nicht, ob ich in letzter Zeit so nah am Wasser gebaut bin, was dieses Thema angeht, oder ob diese Bücher mich einfach so berührt haben. Und dieses Augenwasser hatte unterschiedliche Ursachen. Da gab es Wasser aus Mitgefühl, aus Wut, aus Selbsterkenntnis. Es ist mir ja keine vollkommen fremde Welt, aus der diese Frauen (!!!) ihre Bücher geschrieben haben. All das was sie beschreiben, durfte ich auch schon aus nächster Nähe beobachten und selbst erleben. Ich würde mir wünschen, dass viele Menschen solche Bücher lesen. Und zwar nicht nur, weil sie als Betroffene daraus etwas ziehen können, sondern weil es so wichtig ist, um diese Dinge zu Wissen. Von Behinderung, Diskriminierung, dem Wert von Begegnungen und Inklusion undundund. Und weil sie Anschub sein können, für etwas anderes zu kämpfen. Ninia, Laura und Mareice sind in meinem kleinen Inklusionsuniversum sicherlich sowas wie Popstars. Nächsten Monat habe ich mir schon Raúl Krauthausens Buch auf die Leseliste gesetzt. Und demnächst mache ich mir mal Gedanken darüber, warum sich gefühlt mehr Frauen mit diesem Themenkomplex laut und öffentlich auseinandersetzen.... Lest das!

Dienstag, 29. November 2016

Frau Jule geht (mal k)ein Licht auf


 Ja, manchmal muss man einfach mal Sachen tun, die nicht viel Hirn in Anspruch nehmen. Etwas simples. Und dazu darf Frau Jule dann auch mal einen Blogeintrag ohne viel Hirnschmalz schreiben.


 Einfach mal ein paar alte und teilweise angekloppte Tassen zur Hand nehmen, ein paar (alte) Kerzen einschmelzen und in eben jene Tassen gießen. Leider war das restliche Lavendelöl doch aller, als ich gedacht hatte und so wurden es dann doch keine entspannenden Duftkerzen.


 Zu zwei Tassen gab es sogar noch passende Untertassen. Das erweist sich sehr praktisch als Ablage für die Streichholzschachtel und hinterher für die abgekokelten Streichholzreste.


 Lediglich das Flakern nervt ein bisschen. Keine Ahnung, was ich da falsch gemacht habe. Ich bin für jeden Hinweis dankbar.


 Auf Adventskranz stehe ich nicht so richtig, es sind ja auch nur drei Kerzen geworden. Dennoch kann mir nun abends in der Hütte auch mal ein Licht aufgehen. Rumgedacht wird hier ja doch noch ausreichend. Heute darf dieses total simple Tassenkerzenprojekt noch in die Dienstagssammlung.

Montag, 28. November 2016

Der inklusive Montag: Alles auf Anfang


 Der inklusive Montag findet hier seit knapp zwei Jahren in sehr unregelmäßigen Abständen statt. So, wie ich ihn mir am Anfang gewünscht hatte, hat das leider nicht funktioniert. Ich wollte nicht viel meckern, sondern zeigen, wo Inklusion schon funktioniert. Vor über sechs Jahren trat Inklusion aktiv in mein Leben, als ich in Hamburg meinen ersten Job nach dem Referendariat antrat. Seit dem ist ein bisschen was, aber bei weitem nicht besonders viel im Hinblick auf Inklusion passiert. Zumindest finde ich, dass diese Sache viel zu langsam vorranschreitet, viele Menschen immer noch nicht wissen, worum es bei Inklusion überhaupt geht und dass das überhaupt funktionieren kann.

 
 Es gibt einen Haufen Menschen, die sich sehr aktiv für Inklusion einsetzen und nicht müde werden zu kämpfen. Die in der Öffentlichkeit laut sind, die durch das Land reisen und davon berichten. Meistens sind das Eltern behinderter Kinder, behinderte Menschen selbst und dann ist meistens auch schon Feierabend. Ich bin bekanntermaßen Sonderschullehrerin. Irgendwie kommt mir diese Berufsbezeichnung in dem Zusammenhang sehr antiquiert vor. Ist er ja auch. Ich arbeite ja gar nicht an einer Sonderschule. Möchte ich auch gar nicht. Ich liebe es, inklusiv zu unterrichten. Heterogene Lerngruppen finde ich fantastisch. Erschreckenderweise stehe ich damit (gefühlt) relativ alleine im Wald. Ich habe vor kurzem mal spaßeshalber in die Suchmaschine "Lehrer für Inklusion" eingegeben. Dabei habe ich einen Haufen Seiten zu Aufgaben, Herausforderung, Belastung und Co. für Lehrende in der Inklusion gefunden. Aber mal etwas Nettes? Lehrende die freudig über Inklusion berichteten? Fehlanzeige. Auf einigen Lehrendenblogs wird diese Inklusion auch mehr verteufelt. Und dann lese ich auch noch auf Lehrendenblogs diesen Begriff der "Inklusionsschüler". WTF!?! Ich kenne diesen Begriff. Er fällt oft in Lehrendenkreisen. "Inklusionsschüler" bringen zusätzliche Belastung für den Lehrendenberuf. Belastung "Inklusionsschüler"... Der Begriff taucht sogar in Artikeln und offiziellen Behördenschreiben zum Thema Inklusion an Schulen auf. Meinem Verständnis von inklusiven Unterricht nach, gibt es DIE "Inklusionsschüler", die inkludiert werden müssen aber gar nicht. Das mag mit "Integrationslernenden", die "integriert" werden sollen, noch gestimmt haben, aber in der Inklusion soll es ja am Ende keine "die" und "die" und "wir" geben. Demenstprechend wären also ALLE Lerndenen einer inklusiven Schule "Inklusionsschüler". Mittlerweile hat sich in meinem Kopf dazu dieses Bild einer Lehrendenkonferenz manifestiert, in der eine Person verkündet, man müsse demnächst Inklusionsschüler unterrichten. Das gesamte Kollegium greift sich daraufhin theatralisch mit dem Handrücken an die Stirn, ruft aus "Ich bin Lehrer, was soll ich mit Schülern?!?!" und sinkt "Inklusionsschüler" seufzend zusammen. Das hilft manchmal, mir ein bitteres Lachen aus der Kehle zu ziehen.


 Nein, ich bin nicht verbittert. Ich bin immer noch hochmotiviert alles dafür zu tun, dass es kein "die" und kein "wir" mehr gibt. Für Begegnungen, schöne Erlebnisse. Ich werde auch weiter die Hürden benennen. Der inklusive Montag bleibt bestehen, aber er wird persönlicher. Ich werde schreiben, was ich im Zusammenhang mit Inklusion und im Zusammenleben mit behinderten Menschen erlebe. Beruflich und privat. Kleine und große, böse und gute Erlebnisse. Gedanken, Anekdoten. Vielleicht auch noch mal das ein oder andere externe, vielleicht auch der ein oder andere Tipp für Lehrende, wie inklusiver Unterricht bei mir funktioniert hat. Und vor allem würde ich gerne mal diese Lücke schließen, die zwischen Eltern und Betroffenen und den "Fachkräften" der Pädagogik und Behindertenhilfe klafft. Das hier wird kein Inklusionsblog. Das hier bleibt mein kleiner Chaosblog. Und wenn hier jemand herkommt, weil das Thema Selbermachen interessiert und dann bei Inklusion kleben bleibt, finde ich das einen sehr netten Nebeneffekt. So. Und das wars für heute. Nur, damit sich niemand wundert, warum der inklusive Montag damnächst anders ist. Und weil ich mich schon ein bisschen auf die Geschichten und eh immer über gelungene Inklusion freue, geht das heute auch noch rüber in die Montagsfreuden.

Sonntag, 27. November 2016

7 Sachen # 45. 16

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe. Gesammelt werden die Sieben jeden Sonntag bei Anita.


1. Gestickt: Auf dem Sofa in der Sonne, mit dem ersten Kaffee. Herrlich!


2. Gepackt: Etwas in Seidenpapier ein. Ich liebe das.


3. Geklebt: Ein sehr abenteuerliches Postpaket zusammen. Ich kann total schön Päckchen packen, bis eine Schallplatte mit rein muss. Da wird es immer Unformatig...


4. Gebacken: Dicke, fette PfannEkuchen und sie danach mit original selbstgemachter und selbstimportierter Preiselbeermarmelade aus dem Värmland verspeist.


5. Getüftelt: An der nächsten T-Shirtdecke. Yeah!


6. Geschnitten: Shirts auseinander.


7. Gewackelt: Mit den Zehen hinterm Schleppi. Da liegt die Hexidecke, die ich seit einer Woche nicht angefasst habe. Bald geht es weiter. Aber erst werde ich heute hinter diesem Laptop noch ein paar Gedanken loswerden und später geht es noch mit einem alten Kumpel auf ein Konzert. Darum bin ich heute so früh dran. Habt einen lauschigen Abend!

Samstag, 26. November 2016

Sterne und Links zum Samstagskaffee


 Meine Güte, wie die Zeit rennt. Ich könnte schon wieder Geschichten von den Gedanken schreiben, die sich in meinem Kopf überschlagen. Ich lasse es sein. Es wird demnächst hier vielleicht deutlich, was da tobt. Wie immer. Keine Ahnung, wie die Menschen damit klar kommen, die ihr Sabbatyeah für eine Weltreise nutzen. In meinem Kopf wäre gar kein Platz für all die neuen Eindrücke. Ist ja jetzt schon kaum. Aus Gründen musste ich vergangene Woche unter anderem in die Schule. Viele erwartungsvolle Blicke von Mitlehrenden, was ich denn mit meiner Zeit so treiben würde. "Denken", das brachte mir viele verwirrte Blicke. Auf dem Pausenhof wurde ich von einigen Lernenden bestürmt: "Frau Jule!!! Wann kommen sie wieder? Kommen sie bald wieder? Wir vermissen sie! Sie MÜSSEN wiederkommen!" Aaaaaaawwwww. Balsam für meine Seele. Nicht dass ich es gebraucht hätte, aber gut tat es wohl. Zum Abschluss der Woche haben meine Kollege und ich gestern wieder unsere alle paar wöchentliche Disco für behinderte Jugendliche veranstaltet. Unser gemeinsames Discojahr fand gestern einen mehr als würdigen Abschluss. Es war brechend voll, die Stimmung besser denn je. Die Snacks waren nach der Hälfte der Zeit verputzt und so viele Getränke wie gestern, habe ich in den heißen Sommerdiscos nicht über den Thresen gereicht. Herrlich! Irgendwann muss ich mal ausführlicher davon berichten.


 *Schnipp* Anderes Thema: Ich finde ja hin und wieder nette Sachen im Netz, oder sie werden mit hinterhergeworfen. Manchmal habe ich schon darüber nachgedacht, ob ich den Samstagskaffee nicht mal dazu nutzen sollte, solche Perlen hier zu teilen. Heute mache ich das einfach mal. Vielleicht erstmal ein bisschen wirr, aber loswerden wollte ich es.
 Passend zu meinem Besuch in der Schule war dieser Text, der auf Mareices Blog vergangene Woche erschien. Armut, auch im schulischen Kontext wird von vielen Lehrenden ja auch immer noch unterschätzt. Ich könnte da Geschichten aus meinem Berufsalltag zwischen Wut und Verzauberung im Umgang damit erzählen. Steht auf der Liste.
 Passend zu der von mir bestickten Tischdecke, fand der Holzwurm diesen Text über Sticken als Rebellion und Handarbeit als zu oft belächelte Kunstform. Schlug bei mir gut ein und hat mich ganz schlimm inspiriert. Lohnenswert sind auch die dort verlinkten Interviews mit den Künstlerinnen.
 Und falls noch jemand schöne Musik für die Nebelbastelei sucht: LUBOMYR MELNYK hat mich vergangene Woche ziemlich wundervoll getragen. Eingeschränkter Musikgenuss ist wirklich was für.....


  Auch diese neuen Sterne in meinem Fenster kamen vergangene Woche bei mir an. Ein Dankeschön für meine Stricknadelrollen und das Nähutensilientäschchen. Dazu gab es noch das heiß ersehnte Schnitzmesser aus Mora und ein neuer Kleiderhaken aus Birke. Ich war total überrascht und habe mich sehr gefreut. Das wäre nicht nötig gewesen. Aber ich freue mich schon auf die Sonnenstrahlen, die sich vielleicht mal durch den feinen Bast verirren werden.
 Und ein fettes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle nochmal loswerden, an alle die hier mitlesen und kommentieren. Vor allem wegen meines Beitrages vom Mittwoch zum Beurteilen. Als ich den Beitrag online stellte war ich mir nicht so ganz sicher, welche Reaktionen ich damit hervorrufen würde. Es hätte auch in die andere Richtung gehen können. Man hätte mir auch vorwerfen können, dass ich ein böses, verurteilendes Wesen sei. Danke, dass ihr mir gezeigt habt, dass ich mit meinen Gedanken da nicht ganz alleine bin. Die Kommentare von euch haben mich echt umgehauen. Und damit husche ich mal noch schnell rüber zu Andrea, bevor ich mich gleich selbst zum Frühstücken einladen werde.

Freitag, 25. November 2016

Frau Jule steht im Wald (schon wieder)


 Gerade erst am Montag hatte ich massig Waldbilder aus Schweden gezeigt und heute schon wieder. Aber es war gestern so herrlich. Die Sonne ist derzeit ziemlich schüchtern in Hamburg, versteckt sich gerne hinter Schleierwolken und Nebel. Aber gestern "knallte" sie mal wieder so richtig durch. Ich nahm also die Zeit, die mir derzeit zur Verfügung gestellt wird und machte mich ein paar Bahnstationen weiter auf ins Niendorfer Gehege. Ja, da gibt es wirklich ein Wildtiergehege. Das finde ich nicht so schön, aber drumherum ist ausreichend gut aufgeräumter Buchenwald. Und ich hatte Freude an den kleinen Dingen, Farben und Strukturen. Normalerweise ist es im Niendorfer Gehege gar nicht so wahnsinnig erholsam. Die Einflugschneise vom Helmut- Schmidt- Flughafen geht direkt darüber. Doch gestern war es herrlich ruhig. Es hat doch auch seine Vorteile, wenn die Flugzeugfliegenden mal streiken. Bilder? Bilder!











 Und bevor es wieder in auf die Betonwege ging, hatte dieser Ausflug aber noch eine kleine Botschaft übrig, die unfassbar passend zu einer solch kleinen sonnigen Auszeit passt:


Donnerstag, 24. November 2016

Wut an der Nähmaschine und ein neues Stillshirt


 Ich nähe selten Klamotten für andere, die nicht direkt zur Familie oder zum engsten Freundeskreis gehören, doch diese neue Stillshirt war mir ein herzliches Anliegen. Eine Freundin ist vor kurzem Mutter geworden. Im Zuge dessen trieb ihr Körper einige Wachstumseskapaden, was es ihr unmöglich machte, passende Stillshirts zu bekommen. Sie erzählte mir von ihren verzweifelten Versuchen etwas passendes zu bekommen. Das ging gar nicht. So oder so. Eine Bitte schob sie gleich hinterher. Ein passendes Stillshirt sollte also her. Etwas kompliziert, denn sie lebt nicht in Hamburg. Per Chat steckten wir dann die Enddaten fest. Ihr Mann maß sie aus, ich besorgte Material für ein Probestück, bastelte einen Schnitt und legte los. Stillshirts habe ich in diesem Jahr ja wirklich schon eine ganze Stange genäht, weiß also, wie es funktioniert.


 Während ich da so vor mich hin werkelte, dachte ich mal wieder viel über Bekleidungsindustrie nach. Dass ich ihre Machenschaften schon seit längerem verteufele, dürfte hinreichend bekannt sein. Zum einen diese ständigen gruseligen Geschichten von Produktionsbedinungen. Zum anderen habe schon ich Probleme für meine Länge passende Kleidung zu finden. Mehr und mehr wütend wurde ich aber mit diesem "Auftrag". Als ob frischgebackene Mütter nicht drölfzillionen andere Probleme haben, als passende Klamotten zu finden, die sich mit den Bedürfnissen ihres Nachwuchses decken. Als ob die Industrie sich nicht denken könnte, dass sich Körper mit einer Schwangerschaft verändern und wo sie dieses tun. Müssen Frauen, die vermutlich eh wenig Zeit für sich und ihre Bedürfnisse haben sich auch noch mit der Klamottenfrage in der Stillzeit herumschlagen? Muss das sein, dass Frauen, die nach einer Schwangerschaft bitte schnellstmöglich wieder "ansehnlich" zu sein haben das auch noch in Umkleidekabinen um die Ohren hauen lassen, dass sie nicht der Norm entsprechen? Fick dich Bekleidungsindustrie! Einmal mehr!


 Das wird niemals mein Problem sein, aber ich kann es meinen frisch vermütterten Geschlechtsgenossinnen absolut nachfühlen. Und darum habe ich dieses Stillshirt genäht. Natürlich ging das mit der Schnittkonstruktion auf die Entfernung total daneben. Das Shirt wurde zwar abgefeiert, aber die Verbesserungsnotwendigkeiten an meinem Werk wurden mir auf den zugeschickten Anprobefotos schnell klar. Die Trägerin war natürlich perfekt. Genau das ist der Grund, weshalb ich solche Projekte nur ungerne mache. Es könnte noch mehr Krise hervorrufen, wenn es nichtmal die (Hobby-)Schneiderin hinbekommt, etwas passendes zu zaubern... Das unterstrich aber auch nochmals die Idotie der Industrie, die das eigentlich wirklich können sollte. Demnächst werden dann wohl nochmal welche entstehen. Hoffentlich passender. Denn diese Wut kann ich ja nicht auf mir sitzen lassen. Und dann friss das Bekleidungsindustrie. Wenigstens ein Shirt weniger, dass aus deinen blutverschmierten Händen kommt.


 Dafür sind die Teile, die das frische Kind aus den Resten geschneidert bekam, besser geworden. Ein kleiner Trost für die verhunzte Passform des Hauptwerkes. Lernenlernenpopernen....

Mittwoch, 23. November 2016

Vom Beurteilen und einem Rock


 Okay, worum soll es heute gehen? Zunächst mal habe ich mir einen neuen Rock genäht. Einen warmen für den Winter. Ich glaube es ist echt schon lange her, dass ich mir etwas genäht habe. Das liegt vor allem daran, dass in meinem Kleiderschrank alles benötigte vorhanden ist und ich eigentlich nicht wirklich neue Klamotten brauche. Dieser Rock wurde über den Durst genäht. Aber da war dieser Sommersweat. Gekauft für ein anderes Projekt. Blöderweise lief er beim Waschen so stark ein, dass er für das geplante Projekt unbrauchbar wurde. Man, was habe ich mich geärgert. Dieser Rock spukte mir aber schon ein bisschen im Kopf rum und da nunmal Stoff da war, ausreichend für dieses Projekt, habe ich losgelegt. 20 Minuten hat es gedauert und meinen Frust über das verschobene andere Projekt gut beseitigt. Das Grau hebt sich mit diesem ungewöhnlichen Schnitt schon fast ins Bunte auf.


 Des Weiteren ging mir vor allem beim Betrachten der Bilder der Gedanke durch den Kopf, wie viele Menschen wohl meinen, dass ich gefälligst keine so kurzen Röcke tragen sollte. Zumindest wurde mir das früher oft gesagt. Kennt vermutlich jede Frau solche Äußerungen. Mittlerweile können mir diese Äußerungen den Buckel runterrutschen. Außerdem habe ich vor einiger Zeit schon angefangen meine eigenen Gedanken in diese Richtung zu hinterfragen, wenn ich andere Menschen in der Öffentlichkeit in vermeintlich unpassender Klamotte beobachte. Ich habe es mir so gut wie abgewöhnt, Menschen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, vor allem ihrer Klamotten zu beurteilen. Erschreckend, dass ich das überhaupt tun musste. Das Abgewöhnen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann das anfing. Ich glaube diese Beurteilen aufgrund der äußeren Erscheinung wird zu vielen Menschen zu nachhaltig beigebracht. Im Café sitzen und die Styles der Vorbeilaufenden beurteilen, wer hat das mit befreundeten Menschen nicht schon getan? Und mit "Beurteilen" meine ich am allermeisten dieses Lästern. Vielleicht nicht bewusst, aber mit Sicherheit tun das viele Menschen. Und wenn es nur aus der Selbsterfahrung resultiert, wie auch ich sie oben schon beschrieben habe. Ich beobachte furchtbar gerne Menschen, aber das Beurteilen ist etwas anderem gewichen. Das Nichtbeurteilen (wie es ernsthaft yogisch Lebende nennen) ist jetzt inspirieren lassen. Macht auch viel mehr Spaß. Es eröffnet einem ganz andere Möglichkeiten, vor allem um Mode auch für andere kreative Projekte zu nutzen. Und das Ganze natürlich auch aus Sicht der Gedanken, die Worte, die Taten werden und so. Hätte ich auch mal früher drauf kommen können. So lange sich die Menschen in ihren Klamotten wohlfühlen, ist doch alles andere egal. Ausser bei Nazikluft. Da hört es bei mir mit dem Nichtbeurteilen doch ziemlich schnell auf.


 All das ging mir schon beim Nähen des Rockes durch den Kopf. Darum fand ich genau diesen Aufnäher auch so wunderbar passend. "If you don´t like me the way I am, I don´t like you at all". Der war, glaube ich, von trouble x. Da gibt es einen ganzen Haufen guter Aufnäher und noch viel mehr. Übrigens haben die Menschen von trouble x auch dafür gesorgt, dass ich weitestgehend geschlechtsneutral schreibe. Falls das wem aufgefällt. Das nur als kleiner Fun Fact am Rande. 


 Soviel Gedankenkram in kleinen Häppchen in einem Blogeintrag zu einem so simplen Röckchen. Der Schnitt ist übrigens selbst gemacht, der Bund mit Gummizug, die Säume nicht gesäumt. Beide Lagen in einem Rutsch zusammen genäht halten den Hintern im Winter sicherlich auch gut warm. Danke an meinen Lieblingsbruder fürs Bilder machen. Als kleine Signatur hat er auf dem ersten Bild seinen Schatten mit drauf gemogelt. Und aus Gründen passt all das heute fabelhaft in diese Mittwochssammlung.

Dienstag, 22. November 2016

Tafelrunde im Kreuzstich


 Es gibt diese Ideen, die hat man im Kopf und dann kommt so ein Holzwurm daher und gibt einem den letzten Schubs, dass man mal damit loslegt. So passiert vor zwei Wochen, als er bei unserem Lieblingströdler eine feine alte weiße Tischdecke erstand. So eine mit eingewebten Mustern. Ich erzählte ihm von dieser schon länger gärenden Idee in meinem Kopf und hatte ihn sofort auf meiner Seite. Die Tischdecke durfte dann erstmal mit mir nach Hamburg.


 Stickmuster für Totenköpfe findet man im Netz mit einer Suchmaschine recht schnell. Ich hatte es einmal auf Stickkarton probegestickt und dann auch gleich den nächsten Bogen als Hilfsmittel genommen. Das milde Webmuster gab mir minimale Orientierung, die Stickvorlage konnte ich mit Hilfe des Kreidestiftes direkt auf die Tischdecke aufbringen.


 Und dann wurde gestickt. 22 mal Totenkopf. Mit jedem Totenkopf wurde ich ein bisschen schneller und musste immer weniger auf die Vorlage schauen.


 Am Ende zog sich die Riege einmal rund um die Tischdecke herum. Etwas chaotischer Kreuzstich, aber ich finde das passt ganz gut zusammen. Es hat fast schon etwas von einem Kunstwerk, dass aus dem Textilunterricht stammen könnte. Alte Handwerkstechnik, altes Material, moderne Motive.


 Auf jeden Fall kann das nun eine illustre Tafelrunde werden. Bügeln ist sowas von nicht Punkrock und ich finde auch das passt ganz gut. Niemand ist hier glatt. Diese Tischdecke macht sich dann demnächst per Post auf den Weg ins Rheinland und heute rüber in die Dienstagssammlung.