Freitag, 30. Dezember 2016

Baden

 Unter dem Label "Kopfkirmes" gibt es auf diesem Blog hin und wieder lose Wortklaubereien, die sich im Laufe der Zeit in meinem Kopf zusammengebraut haben. Sie stehen in keinem Zusammenhang zu den sonstigen Themen hier. Ich weise jegeliche Bzüge zu aktuellen Geschehnissen und autobiografische Zusammenhänge von mir. Es sind Wort, die aus meinem Herz in den Kopf sprudeln, dort toben und nach Freiheit verlangen. Teilweise sind die Wortklaubereien älteren Datums, teilweise auch glänzend neu. Ich lasse sie hier einfach frei.


 
Baden (10.2004)

Ich wate Richtung das Wasser. Die kleinen Steinchen unter meinen Füssen schmerzen angenehm. Als meine Zehen die Wassergrenze berühren schaudere ich kurz, schiebe sie dann aber hinein. Das Wasser umspielt meine Knöchel und je weiter ich hineingehe, desto höher steigt es. Als die Wasseroberfläche meinen Po berührt, merke ich endgültig, wie kalt es ist. Mit den Fingerspitzen ziehe ich sanft über die Wasseroberfläche, auf meinen Armen bildet sich Gänsehaut. Ich ziehe die Schultern hoch und den Bauch ein, als das Wasser meinen Bauchnabel berührt. Ich halte kurz inne. Ein letztes Mal ziehe ich die Schultern hoch. Das Wasser kommt mir sehr kalt vor. Ich nehme meinen Mut zusammen, hole tief Luft, ziehe meine Arme über den Kopf und beginne mit einem Sprung zu tauchen. Als das kalte Wasser über mir zusammen schwappt, zieht sich alles in mir zusammen. Ich höre die Stille unter Wasser und ziehe ein paar kräftige Züge, lasse mich treiben und gleite langsam wieder an die Wasseroberfläche. Mit diesem einmaligen Geräusch, welches ich nicht beschreiben kann, kommt zuerst mein Kopf aus dem Wasser. Vom Ufer klingen die Geräusche von Wellen und Menschen. Ich kann hier noch stehen, das Wasser ist nicht tief. Mit den Händen streiche ich mir das Wasser aus dem Gesicht und die Haare nach hinten. Ich lasse mich nach hinten fallen, mache den „toten Mann“ und lasse mich von den Wellen schaukeln. Das Wasser verschließt meine Ohren. Geräuschlos, schwerelos, treibe ich dahin. Der blaue Himmel über mir.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Wurst ist mir Wurst


 Bundesagrarminister Christian Schmidt von der CSU möchte Fleischbezeichnungen für Fleischersatzprodukte verbieten. Diese Meldung entlockte mir erst ein erstauntes, dann ein ungläubiges und abschließend hysterisches Lachen. Mal abgesehen davon, dass Herr Schmidt damit einmal mehr beweist, dass er der Agrarindustrie mal wieder hinten rein kriechen möchte, ist diese Idee aus Sicht vieler Fleischessender vermutlich schon lange überfällig. In den vergangenen elf Jahren, die ich nun vegan lebe (oder es versuche, denn gewisse Grenzen gibt es), war das in vielen vielen Gesprächen meist der letzte Aufschrei, bevor mein Gegenüber aus der von ihm angezettelten Diskussion ausstieg. Meistens so ein: "Ich kann es nicht nachvollziehen, warum vegan Lebende, ihr Essen dann trotzdem noch Wurst oder Schnitzel oderoder.... nennen müssen." Möchte mal wissen, wie diese Menschen das nennen, was ihnen täglich aus dem Hintern rutscht... Vermutlich keinesfalls Wurst...


 Ich hätte da noch ein paar andere Vorschläge für Herrn Schmidt:

1. Gummibärchen: Meines Wissens nach sind da weder Bären noch Gummi drin. 
2. Erdbeeren: Weder Erde drin, noch sind es Beeren.
3. Weintrauben: Herbe Enttäuschung. Ich habe mal ein Kilo Weintrauben gegessen und war gar nicht betrunken. Da kann kein Wein drin sein. 
4. Überraschungseier: Oder ist die Überraschung, dass keine Eier drin sind?
5: Marzipanbrot und -kartoffeln. Weder Brot noch Kartoffeln. Habt ihr schonmal Marzipankartoffeln gebraten? 
6. Glutenfreies Brot: Ist ja gar kein Getreide drin, darf das dann noch Brot heißen?
7. Coca Cola: Keine Kolanuss mehr drin. Ein wichtiges Rauschmittel. Mir wäre Coca Cola sicherlich viel besser.
8. Lakritz-/Zimt-/Streusel-/Pudding-/Pizzaschnecken: Sind da Schnecken drin? Wohl kaum.
9. Keine Pinguine in Kinder Pingui.
10. Keine Nilpferde im Happy Hippo...
11. Keine Kinder in Kinderschokolade. 


 Wenn Herr Schmidt meint, dass Bezeichnungen wie vegane "Wurst" oder "Schnitzel" die Bundesverbrauchenden nur unnötig verwirren würden, lässt das tief in sein Verständnis der mündigen Wählenden blicken. Wäre ja auch wirklich schlimm, wenn ein Verbrauchender im Supermarkt aus Versehen ein veganes Produkt kauft. Gott bewahre! Am Ende schmeckt´s auch noch! Vielleicht liegt es auch daran, dass Herr Schmidt aus einem Bundesland kommt, dessen berühmtes Oktoberfest schon im September begangen wird... Ich gehe dann mal weiter Dreck und Wurzeln essen und laut lachen. Der Fussel und ich hatten jedenfalls heute eine Menge Spaß, irreführende Produktbezeichnungen im Supermarkt zu finden. Vielleicht fallen euch noch mehr ein. Es könnte ein großer Spaß werden.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Nadelmäppchen verschenkt


Mal sehen, wie lange es vorhält, dass ich in letzter Zeit so viele von diesen Nadelmäppchen bestickt habe, oder ob ich schon bald wieder was besticken muss. Diese hier waren Weihnachtsgeschenke für Antje und Frau Postriot. Ich wollte eben auch gerne mal ein neues Design ausprobieren.


 Ein wenig Personalisierung musste sein. Gestickt wurde wie die letzten Male auch auf mongolischem Wollstoff, der seit fast 20 Jahren in meinem Schrank lagert und als absolutes Stoffschätzchen gilt.


 Bewährtes Innenleben aus dem selben Wollstoff und einem Stück alter Küchenschürze. Platz für Nadeln, Maßband, Schere, Garne und was man halt sonst so unterwegs zum Handarbeiten braucht. Ich habe mein Nadelmäppchen eigentlich immer dabei.


 Eigentlich habe ich wieder fröhlich frei Schnauze einfach drauflos gestickt. Es kamen die Farben drauf, die in der Stickwistkiste waren. An Pailetten- und Perlenstickerei habe ich mich immer noch nicht rangetraut. Allerdings wage ich auch mal ganz vorsichtig zu bezweifeln, ob das überhaupt im Sinne der Beschenkten gewesen wäre. Vielleicht beim nächsten Mal. Heute dürfen diese hier hinüber in die Dienstagssammlung.

Montag, 26. Dezember 2016

Frau Jule mit den Scheren(händen)


 Nein, ich habe kein Scherensuchtproblem. Ich habe das voll im Griff, ich kann jederzeit aufhören. Aber das hier wollte ich schon lange mal machen: Meine Hauptwerkzeuge neben den Maschinen abfeiern.


 Stoff und Handarbeiten mir Fäden. Dafür braucht man diese. Die ganz unten mit dem schwarzen Griff stammt sogar noch von meiner Großmutter, die Näherin war. Ich habe sie mal schleifen lassen. Die Faltschere ist der Oberhammer für unterwegs.


 Papier. Ganz außen jeweils auch noch von den Großeltern. Die rote Muminschere habe ich aus Helsinki mitgebracht. Sauscharf!


 Zierscheren, die eigentlich nicht mehr brauchbar sind, aber sie stammen aus der Nepal und der Mongolei. Scheren können auch Souveniers sein.


 Und wenn alles nicht mehr hilft, habe ich diese Supermultifunktionsschere im Haus. Ich hatte sie jahrelang in alt und gebraucht, aber die ist irgenwann einfach verschwunden. Dieser hier musste dann neu nachgekauft werden. Die bekommt wirklich alles klein. Vom Reißverschluss kürzen bis Metall schneiden, ohne eine Kerbe in der Klinge.


 Zum Haare schneiden reicht es noch nicht. Vielleicht kommt das ja noch. Man sollte immer bei scharfem Verstand bleiben. Auch jenseits der Bastelecke. Diese Sammlung trägt auf jeden Fall maßgeblich dazu bei, dass ich etwas zum Runterkommen habe. Liebe Scheren, ich danke euch dafür, dass ihr dies alles möglich macht. Und das einfach mal so rüber zu den Montagsfreuden (die derzeit Weihnachtsfreuden sind). Der Fussel und ich sind gerade auf dem Tim Burton Trip und darum kommt heute abend auch Edward dran.

Sonntag, 25. Dezember 2016

7 Sachen # 49. 16

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe. Gesammelt werden die Sieben jeden Sonntag bei Anita.


1. Geschlüpft: In einen meiner beiden allerliebsten Rumhängpullis. Dieser hier ist ganz besonders weihnachtlich und ich habe ihn so gern. Den Druck auf dem Rücken behalte ich mal für mich.


2. Gestäubt: Zimt auf den Kaffee, nachdem ich den allweihnachtlichen Artikel zur Schädlichkeit von Zimt gelesen hatte. Bei mir gibt es eh nur Ceylon Zimt. Ein Leben ohne Zimt ist möglich aber sinnlos.


3. Gemuggelt: Unter die dicke Kuscheldecke und Sendung mit der Maus geschaut. Der Fussel und ich haben uns heute ganz besonders über die Folge von Trudes Tier gefreut. Nachzusehen hier.


4. Gerührt: In der Milch.


5. Geworfen: Den Rest rote Grütze von gestern auf den Milchreis. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.


6. Gestolpert: Mehrfach über die anderen Reste von gestern. Megagute Sachen waren da drin. Hach!


7. Geklebt: Das Süßministergeschenk an die Küchentür.
 Und jetzt gehe ich weiter schleimen. Heute macht der Fussel seinen fulminanten Nussbraten. Man braucht ein gutes Polster, wenn man den ganzen Abend auf dem Sofa rumhängen will. Mahlzeit, auch für euch!

Samstag, 24. Dezember 2016

Samstagskaffee und kranke Weihnachten


 Es ist ja irgendwie bezeichnend, dass ich jedes Jahr an Weihnachten krank werde. Warum sollte das in diesem Jahr auch anders sein? Gestern war es so schlimm, dass ich kurz damit geliebäugelt habe, mir eine Packung YediNait in der Apotheke zu holen. Nachdem ich dann gelesen hatte, was da so drin ist, dachte ich aber: "Was ein Bullshit!" Vor allem konnte ich alle Inhaltsstoffe einzeln aus meiner Hausapotheke nachbauen: Hustensaft, Nasenspray, Schmerztabletten und Schnaps. Prost! Den Schnaps habe ich mir am Ende geschenkt. Stattdessen gab es Tee und dazu dann mal wieder der Beweis, dass ich eher so eine Säufernase bin. Frischen Ingwer-Zitronen-Tee, Kurkumatee, Kamillentee und irgendwas mit Süßholz zum Atmen. Alles fein Entzündungshemmend. Am Ende des Tages hatte ich mir um die sechs Liter Tee in den Kopp geschüttet. Und was soll ich sagen? Heute morgen ging es mir schon viel besser. Saufen hilft. IMMER! Merkt euch das.


 Da hat die Energie heute morgen sogar noch gereicht, die Taschentuchvorräte wieder aufzufüllen, Rotkohl und rote Grütze zu kochen und Kaffee zu trinken. Könnte doch noch ein netter stiller Abend werden. In Hamburg merkt man dann immer, dass in der Stadt doch viele Zugezogene leben. Es leert sich. Der Fussel und ich haben mal überlegt, ob wir uns an Heiligabend mal nen Auto mieten sollten, weil es dann überall freie Parkplätze gibt. Nur wegen des entspannt einparken Gefühls. Ich freue mich heute vor allem auf die Stille.


 Geschenke mag ich auch. Dieses hier habe ich letzte Woche schon von Antje bekommen. Wunderbar! Mit dem Treibholz aus meinem Fundus kommt es an die Wand, wenn mein Kopf Hammer auf Nagel wieder ertragen kann. Ein wundervoller Mond! Und ein paar liegen hier auch noch rum.


 Ab nächster Woche zeige ich dann auch, was ich so verschenkt habe. Wie auch immer ihr die nächsten Tage verbringt: Ich wünsche euch ganz wundervolle und stille Tage. Lasst euch nicht stressen und unperfekt gibt es gar nicht. Bei Andrea wird heute auch noch kurz geplauscht. Ich geh mal rüber, geht ja so auch ganz herrlich virenfrei.

Freitag, 23. Dezember 2016

Feuer

 Unter dem Label "Kopfkirmes" gibt es auf diesem Blog hin und wieder lose Wortklaubereien, die sich im Laufe der Zeit in meinem Kopf zusammengebraut haben. Sie stehen in keinem Zusammenhang zu den sonstigen Themen hier. Ich weise jegeliche Bzüge zu aktuellen Geschehnissen und autobiografische Zusammenhänge von mir. Es sind Wort, die aus meinem Herz in den Kopf sprudeln, dort toben und nach Freiheit verlangen. Teilweise sind die Wortklaubereien älteren Datums, teilweise auch glänzend neu. Ich lasse sie hier einfach frei.
  
Feuer (06.2005)

 

 Vor einiger Zeit las ich eine Kurzgeschichte über das Rauchen. Der Autor beschrieb die verschiedenen Arten sich eine Zigarette anzuzünden, eine der besten Arten sich eine Zigarette anzuzünden, war seiner Meinung nach, sich einen kleinen Ast aus dem Lagerfeuer zu ziehen, dessen Ende noch glühe und sich damit die Zigarette anzuzünden. Er war der Ansicht, dass das fast so gut schmecken würde, wie gegrilltes Fleisch. Wie recht er hatte und ich fühlte mich schon wieder im Wald am Lagerfeuer sitzen. 


  Manche Menschen meinen sich frei zu fühlen, wenn sie am Strand stünden und ihnen die salzige Meeresluft die Haare zerzauste. Ich empfinde das anders. Meine Freiheit ist es in einem Wald an einem Lagerfeuer zu sitzen. Am besten eines, in welchem man nur Kiefernholz abbrannte. Das riecht am allerbesten. Viele sind der Ansicht, dass Laubholz am besten geeignet sei, um ein Feuer anzuzünden, weil es wärmer brennen würde und weniger Funken in der Gegend rumspringen würden, die Löcher in die Klamotten brennen könnten. Natürlich, Fichtenholz brannte bei weitem nicht so warm und die abplatzenden, glühenden Holzstückchen hatten auch mir schon einige Löcher in Pullover und Decken gebrannt, aber die Rede hier ist von Kiefernholz. Dieser intensiv würzige Geruch ist so einzigartig und so selten zu riechen, dass ich immer froh bin, wenn ich Kiefernholz für mein Feuer finde. Vielleicht sind meine Möbel deshalb alle aus Kiefernholz, weil es dann wenigstens gut riecht, sollte ich mein Hab und Gut irgendwann einmal in einem großen Feuer verlieren. Ich liebe diesen Geruch und wenn man dann noch eine Zigarette erst mit dem glühenden Ende eines kleinen Zweiges anbrennt und dann den Rauch zusammen mit dem des Feuers einsaugt, dann ist das ein Geschmack und ein Gefühl in den Lungen, welches ich anders und besser nie erlebt habe. Über einem Rauschen die Bäume, der Rauch zieht in einer dicken Wolke hinauf zu den Ästen und egal wie weit der Raum im Wald um einen herum ist, da ist ein Raum. Der Raum der gerade noch vom Schein des Feuers erhellt wird, wenn drum herum schwarze Nacht ist, ist besser als vier Wände und ein Dach. Trotzdem hoffe ich, dass mein Zimmer niemals in Rauch und Asche verschwinden wird.


 Auch Essen, welches über einem echten Feuer zubereitet wird schmeckt immer anders und besser als normales, auf dem Herd zubereitetes und kein Profigriller kann mit bloßer Holzkohle den Geschmack erreichen, welchen ein echtes prasselndes Feuer zaubern kann. Ja, es gibt Rauchsalz aber das ist eben doch nicht das richtige. Vielleicht würzt auch hier noch der Geruch des Rauches, der einem noch während des Essens in die Nase zieht, nach. Ausserdem fliegen beim Kochen im Wald über dem Feuer immer noch irgendwelche Tannennadeln, Blätter und Dreck mit ins Gekochte, diese Würzmischung soll erstmal ein Gewürzexperte herstellen.
 
  Die ersten Menschen wussten schon, warum sie das Feuer so verehrten. Feuer ist wie ein Mensch den man liebt. Es braucht Pflege, Liebe, Futter, Zuneigung, damit es nicht erlischt. Dafür gibt es einem Wärme, Licht und diesen einzigartigen Geschmack. Mit einem Feuer ist man nicht allein. Das Feuer ist dein Freund solange es nicht zerstörerisch wird.


 Wenn man mit vielen Menschen um ein loderndes Feuer sitzt, dann kommt meistens irgendwann diese geheimnisvolle Stille auf. Aber diese Stille ist nicht unangenehm, wie wenn man sich in einem geschlossenen Raum anschweigt. Jeder sitzt da, schaut ins Feuer und man kann darin versinken und alles und jeden um sich vergessen. Das Feuer lässt dich nicht allein. Vielleicht beginnt dort einer zu summen, ein altes bekanntes Lied und einige fallen mit ein, bis das Knacken des Holzes der Takt für ein gemeinsam gesungenes Lied wird.

Wenn man im Winter durch die Straßen in der Stadt zieht und sei es noch so kalt, matschig und nass, und es zieht einem dann der Geruch von Feuer in die Nase, weil irgendwo gerade ein Kamin brennt, dann ist die Welt nur noch halb so schlimm. Das einzige, was mich in der Weihnachtszeit in der Stadt rettet ist hin und wieder eine Nase voll Feuergeruch.




  Da wo ein Feuer brennt da ist mein zuhause und da wo man singt, da lass´ dich ruhig nieder, denn bösen Menschen kennen keine Lieder. Das klingt vielleicht alles ein wenig hippieesk, aber wer einmal nachts allein an einem Feuer- am besten mit Kiefernholz- gesessen hat, der wird verstehen, was ich meine. Du brauchst nicht viel auf dieser Welt, solange du ein Feuer anzünden kannst.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Ein Kalender für mich und der Rückblick 2016


 Es kommt das neue Jahr. Es klopft bei mir schon an. Ich habe mir einen Fotokalender gegönnt. Normalerweise so ein Verlegenheitsgeschenk. Aber ich hatte Lust dazu, ein paar meiner Bilder vom vergangenen Jahr auch im neuen Jahr an der Wand zu haben. 


 Ich habe mir so einen vorgedruckten Kalender in A3 besorgt. Mit großen Feldern zum Eintragen von Geburtstagen und Terminen. Das hatte vor allem finanzielle Gründe. Material zum Selbermachen hätte um einiges mehr gekostet und ausnahmsweise war die kalendarische Aufteilung ganz nach meinem Geschmack. Bei den Fotos habe ich zuerst total ins Klo gegriffen. Ich hatte meine Daten erst bei so einem Drogeriefotodienst drucken lassen. Die Qualität war die totale Vollkatastrophe. Ich war superfrustriert. Und so sauer, dass ich zum Profifotoladen um die Ecke gegangen bin. Keine Kette, ein kleiner Laden, der sogar noch richtige Filme entwickelt. Es war etwas teuerer, qualitativ hat sich das aber absolut ausgezahlt. Bei den Bildern habe ich aus jedem Monat 2016 eines ausgewählt. Total stupide, aber irgendwie ja auch schön. Weil sich das dabei so anbietet, werde ich heute einen kleinen Jahresrückblick mit einbauen.


 Dieses Bild entstand bei einem Sonntagsspaziergang. Anscheinend war es zu Beginn des Jahres doch noch richtig kalt. Meine liebsten Beiträge aus dem Januar waren meine selbstgedrehten Tongefäße. So von wegen neue Dinge lernen. Außerdem haben meine Gedanken am Tisch das gedankenvolle und irgendwie auch persönliche Bloggerjahr angefangen. 


 Zwischen Januar und Februar ging es für ein stürmisches Wochenende nach Dänemark. Der Fussel meinte zwar vor einiger Zeit, dass eigentlich alles in die Hose gegangen sei, was er sich dabei gedacht hatte, ich fand es trotzdem ganz wunderbar. Leider muss unser kleiner Winterausflug im kommenden Jahr aus Gründen ausfallen. Das finde ich sehr schade. Im Februar habe ich die erste T-Shirtdecke für dieses Jahr genäht. Es sollten noch viele folgen. Spannenderweise meinten gerade vor Kurzem alle Herren, denen ich ihre Shirts umgebaut habe, dass sie Freudentränen in den Augen hatten, als die neuen alten Schätzchen bei ihnen ankamen. Hachz! Außerdem habe ich mir Gedanken zum Bloggen und über Blogs gemacht, was ja auch irgendwie hin und wieder mal sein sollte. Der Beitrag ist zwar schon vom März allerdings fand im Februar das bisher wohl "größte" Nadelkränzchen in meinen vier Wänden statt. Dabei frage ich mich gerade, warum wir es in der Konstellation seit dem nicht mehr zusammen geschafft haben. Vermutlich haben wir alle einfach viel zu viel zu tun....


 Im März ging es richtig rund. Endlich habe ich mich bei der DKMS registriert. Solltet ihr auch machen, wenn ihr es noch nicht seid. Es tat unglaublich gut, dass ich mir mal den ganzen Quatsch von der Seele schreiben konnte, den mir andere Frauen um die Ohren geballert haben. Wenig später erschein das Buch zum 25jährigen Geburtstag des Molotow in Hamburg mit einem Bild von mir darin. Für mich ja schon eine großartige Sache. Außerdem habe ich endlich meine Siebdruckergebnisse gezeigt und die nächste T-Shirtdecke genäht. Es war das Jahr der T- Shirtdecken.


 Den April finde ich immer einen der anstrengendsten Monate im Jahr. Der Frühling ist noch nicht so richtig in Fahrt, man hat keinen Bock mehr auf die dicken Winterklamotten. Wie gut, wenn man weiß, wie man die Seele krault. Dafür kann man noch drinnen an der Nähmaschine sitzen und zum Beispiel lernen, Körbe zu nähen. Der April war auch ein bisschen aufgrendend, da ich zum zweiten Mal Onkelin geworden bin. Im Zuge dessen habe ich dann auch mal angefangen, Stillshirts für die Schwägerin zu nähen. Davon wurden im Laufe des Jahres auch noch eine Menge nachproduziert. Zudem habe ich angefangen, meine genähten Ergüsse nicht alleine mit Beschreibung des Projektes, sondern auch mit anderen Beobachtungen und Gedanken zu verknüpfen. Begonnen anhand der superheldigen Chillhose. Das habe ich seit dem ein paar Mal so gemacht und finde es nach wie vor eine sehr gute Sache.


 Im Mai habe ich sehr kleine Socken gestrickt und meine biologische Uhr einmal mehr als mindestens digital entlarvt. Nachdem ich Trockenfilzen in vegan gelernt habe, ging es natürlich auch in diesem Jahr aufs IMMERGUT FESTIVAL. Das erste Mal seit Jahren wieder im Zelt und es war wunderbar! Wie immer.


 Der Juni war extrem gehetzt. Es war auch die Luft draußen. Ich hatte zeitweise nichtmal mehr Lust und Kraft zum Bloggen. Auf der Arbeit war die Hölle los. Der Anfang ging noch so. Ein paar Gedanken zu Dreck und Klamottenkaufen habe ich mir gemacht. Irgendwie habe ich es doch geschafft, mit dem Hexen anzufangen. Die Decke ist noch nicht fertig, aber ich habe auch keine Eile. Das nahende Sabbatyeah war damals ein kleiner Strohhalm, an den ich mich geklammert habe. Jetzt bin ich mitten drin und mit der "Abarbeitung" des Liste doch recht zufrieden. Es sind sogar noch Dinge dazugekommen. Z.B. werde ich nächstes Jahr mal wieder so richtig hart Karneval im Rheinland feiern. Man, was freue ich mich darauf!


 Was fand ich die leeren Straßen im Juli super! Außerdem gab es endlich ein Roller Derby Bout zu dem ich es geschafft habe. Die sind so selten und es ist jedes Mal sehr ärgerlich, wenn man dem nicht beiwohnen kann. Im Juli habe ich auch eine Menge Abschiede gefeiert. Am erwähnenswertesten war sicherlich der von meiner Klasse. Der ersten Klasse, deren Klassenlehrerin ich war. Es war so mit einem lachenenden und einem weinenenden Auge. Und Bummsfalera: Sommerferien, Sabbatyeah!


 Der August bringt immer ein paar feine Geburtstage mit sich. Der Süßminister hat von mir in diesem Jahr ein ganz besonderes Geschenk bekommen. Zudem war ich seit meiner Grundschulzeit das erste Mal wieder auf dem Drachenfels. Zum Thema Nationalismus habe ich mir auch Gedanken gemacht. Ich war an dieser Stelle sehr positiv von den Kommentaren überrascht. Da ich hier auf dem Blog im Bezug auf dieses Thema schon böse angemacht wurde, haben mir eure Reaktionen da ganz besonders gut getan. Vor allem, weil ich lange mit der Veröffentlichung gezögert hatte.


 Einen der besten Urlaube habe ich in diesem Jahr mit dem Fussel in Skandinavien verbacht. Wir waren beide das erste Mal in Helsinki und nach Jahren mal wieder in Stockholm. Absolutes Highlight war aber mit Sicherheit die Zeit im Waldhäuschen im Värmland. Das war unbezahlbar gut. Zwischen allen Reiseberichten habe ich ein paar Gedanken zum Thema "Unsinn eigener Onlineshop" gemacht.


 Und Zack, war schon Herbst. Dafür gab es direkt zu Beginn des Oktobers das Konzert des Jahres. MODDI hat dieses Jahr eine unfassbar großartige Platte gemacht, die so viel mehr ist als "nur" großartige Musik. Zudem habe ich endlich die kleinen Nettigkeiten verschickt. Sicherlich eine Sache, die es im neuen Jahr wieder geben muss. Und es gab den großartigen Roller Derby Kick Ass Cup in der Stadt. Das war auch ganz großes Tennis!


 Noch relativ unbeschwert begann der November. Für den Süßminister hatte ich neues Spielzeug genäht. Dann brach das Unheil an einem traurigen Tag herein. Aber man darf sich nicht leise zurückziehen. Eine kleine Erinnerung an den Kampf habe ich jeden Morgen in meinem Blickfeld. Zu den kleinen gehässigen Gedanken im Alltag habe ich bei der Gelegenheit auch gleich mal was geschrieben. Mein sicherlich liebstes Projekt aus dem Monat war die Kreuzstichtischdecke für den Holzwurm.


 Ich bin mir noch nicht so sicher, ob das hier wirklich das Bild für den Dezember im Kalender wird. Der fixe Trip nach Göteborg war jedenfalls das Monatshighlight. Wäre ja auch blöde, wenn nicht. Mir selbst habe ich endlich auch eine Decke aus meinen alten Bandshirts gegönnt. Zudem mal wieder ein bisschen die Gedankenmühle zum Thema Feminismus angeworfen und auch angefangen, das ein bisschen mehr in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Echte Wellen scheine mich mit der ehrlichen Begründung geschlagen zu haben, weshalb ich wirklichwirklichwirklich keine Kinder will. Und ich habe endlich mal mit der Nähmaschine gestickt.


 So hängt er nun in meiner Küche und ich danke allen Menschen, die hier mitlesen und kommentieren für dieses fabelhafte Jahr! Was wäre ich ohne euch? Eure Worte haben mich so oft berührt, lächeln lassen und mir manchmal eine gerührte Träne ins Auge gezaubert. Die komischen Kommentare konnte ich in diesem Jahr an einer Hand abzählen, was ja nun auch keine Selbstverständlichkeit ist. Für mich persönlich war es ein okayes Jahr. Global gesehen ein weiteres Katastrophenjahr. Ich bin gespannt, was nächstes Jahr bringt. Vermutlich wird es gruselig, aber mal abwarten. Nur nicht still bleiben. Das darf man nicht. Niemals! Heute darf das hier noch wegen meines neuen Kalenders rüber in die Donnerstagssammlung.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Sticken mit der Nähmaschine


 Diese Stickerei stand schon lange auf meiner "Mal ausprobieren wollen" Liste: Sticken mit der Nähmaschine. Und dann lagen hier diese Grubentücher, die ich Frau Postriot aus Solingen mitgebracht hatte. Sie hat da so einen Bergbausplen. Grubentücher haben früher die unter Tage arbeitenden Menschen mitgenommen, um sich den Schweiß abzuwischen, die Hände zu trocknen undundund. Heute sind sie auch sehr beliebte Geschirrtücher. Ich fand das Webmuster und die Qualität super. Nackig sollten sie aber nicht bleiben.


 Ich wollte sie besticken. Und weil das so großartig gelungen ist, gibt es heute eine kleine Anleitung. Dazu braucht man ein Stopffüßchen für die Nähmaschine, einen Stickrahmen, Garn und eine feine Schere. Soweit so gut.


 Das Stickmotiv auf Butterbrotpapier gepaust und auf dem Stoff gesteckt. Die Vorlage stammt von hier. Stencilvorlagen eignen sich sehr gut für dieses Gesticke. Das mit dem Butterbrotpapier habe ich von Sabrina gelernt. Danke dafür! Sie würde sowas übrigens krass per Hand besticken. Den Stickrahmen klemmt man drumrum. Der zu bestickende Stoff muss in diesem Fall unten liegen.


 An der Nähmaschine den Stofftransport versenken, Stopffüßchen draufschrauben, Faden einfädeln und einmal das Motiv umsticken. Langsam anfangen empfielt sich hier. Unbedingt das Füßchen absenken, auch wenn es erstmal nicht ganz auf dem Stoff landet, sonst gibt es unten drunter fiese Schlingen. Wenn es mal daneben geht, ist das nicht weiter wild. Danach das Papier abpuhlen.


 Die Außenlinien sind nur schwach zu erkennen, das reicht aber eigentlich. Den Stickrahmen wieder drumherumlegen.


 An der Maschine die Innenflächen nun ausfüllen. Die Linienführung ist Geschmackssache. Bei mir ging es ein paar mal über die Außenlinie, fand ich aber nicht schlimm. Gibt dem Ganzen etwas Wildes. Zum Schluss habe ich die Außenlinien noch ein paar Mal mit Stichen "nachgezogen".


 Stickrahmen abnehmen, Fadenreste abschneiden, evtl. nochmal vorsichtig drüberbügeln. Im Falle der Geschirrtücher sieht das Motiv von hinten genau so aus wie von vorne. Wenn dünnerer Stoff bestickt werden soll, würde ich es mit Bügelvlies hinterlegen. Oder Stickvlies. Wie bei einer Stickmaschine halt. Als ich das das erste Mal gemacht habe, habe ich gedacht, man braucht unfassbar viel Garn. Braucht man aber gar nicht. Es ist auch extrem meditativ, wenn man den Stoff so langsam unter der Maschine durchschiebt. Diese Grubentücher hat Frau Postriot natürlich geschenkt bekommen. Mal sehen, was ich mir demnächst mal zaubern werde. Ich mag diese neue Technik in meinem Repertoire sehr gerne. Wenn das mal nichts für die Mittwochssammlung ist.


 Für "meinen" Jugendclub hatte ich vor kurzem diese Prägefolie besorgt und musste das natürlich vor Ort auch gleich mal ausprobieren. Zack! Da hatte ich thematisch passende Geschenkverpackungsverschönerer. Und wo wir gerade beim Thema sind, brennt mir noch eine flotte Sache auf den Nägeln: Ich verfolge ein paar Blogs von schwedischen Kreativbloggenden. Da tauchen feministische Symbole immer so ganz nebenbei und vollkommen selbstverständlich auf. Zum Weltfrauentag zeigen diese Menschen Flagge. Als ich letzte Woche durch die Göteborger Buchläden streifte, gab es dort überall das Buch von Clara Henry "Ja jag har mens, hurså?" (Ja, ich habe meine Tage! So what?) auf den besten Präsentationsflächen hochgestapelt. Stina Wollter wird auf Instagram für ihre feministischen, antirasisstischen und körperpositiven Beiträge zwar auch oft angefeindet, aber auch extrem hart abgefeiert. Als ihr Account vor einiger Zeit wegen kruder Gründe gesperrt wurde, ging eine Welle der Empörung durch die schwedische Instragramgemeinde, bis ihr Account wieder freigeschaltet wurde. Erscheint das nur in meinem verzerrten Universum so oder ist das Thema Feminismus in Schland nicht so populär? Bzw. warum scheint das beispielsweise in Schweden total normal zu sein, dass man sich zum Feminismus gerne, oft und öffentlich bekennt? Ich habe wirklich keine Idee, aber vielleicht ihr?