Donnerstag, 2. März 2017

Ein sinnloses Einhorn


 Wie viele Dinge tun wir eigentlich tagtäglich mit unserem Händen, die so gar keinen Sinn machen? Eine ganze Menge vermutlich. Nasebohren halte ich übrigens für total sinnvoll, denn ein freier Atemweg erleichtert einem das Leben doch sehr. Nein, was ich meine sind wirklich Dinge die absolut null und überhaupt keinen Sinn ergeben, die keinen Nutzen haben. Mir ist das vergangene Woche passiert, als ich so mit Schleimmatschbirne auf dem Sofa saß. Meine Hände wollten mehr tun, als Nase putzen, aber für eine wirklich sinnvolle Tätigkeit fehlte mir einfach die Energie.


 Also habe ich mir im Netz eine Stickvorlage gesucht und losgestickt. Ein Einhorn. In der Originalvorlage steht da noch "whatever, bitch" drunter. Da ich nicht wusste, wozu ich das eigentlich und überhaupt machte, habe ich den Schriftzug nicht gestickt, auch wenn ich ihn ganz toll fand. Jetzt liegt hier jedenfalls ein gesticktes Einhorn rum und ich habe keine Ahnung wieso. Vermutlich weiß das nicht mal Chuck Norris.


 Ich brauche die Handarbeit im Sinne von: Mit den Händen arbeiten. Damit die Kopfarbeit mal etwas Zeit für sich bekommt oder so. Irgendwie habe ich aber auch große Lust beides wieder ein bisschen zu vereinen. Hier und da habe ich das schonmal geschafft, aber viel zu oft verkommt die Handarbeit zum Selbstzweck und das finde ich schade und altbacken und irgendwie auch laaaaaangweilig. Ich weiß nur noch nicht so richtig wie. Dabei ist selbst dieses Einhorn nicht gedankenlos oder unpolitisch oder sonstwas. Auch ohne den Text darunter, sagt es ja im Moment: "Ich habe lieber Kreuzstich gemacht, statt die Weltrevolution anzuzetteln." Und ich saß hier schon mit Karopapier und wollte die passenden Wolken und einen Regenbogen entwerfen, über denen das Einhorn schwebt....


 Was ich sagen will: Ja, auch ich mache hin und wieder mal unfassbar sinnlose Dinge. Und ganz bald muss ich einen Beitrag zum Thema Craftism schreiben. Um meine Gedanken dafür zu sortieren muss ich dann aber vermutlich vorher doch wieder was mit meinen Händen tun. Und es komme mir jetzt bitte niemand mit: Mach nen Patch draus/Häng es an die Wand/Appliziere es auf eine Reißverschlusstäschchen. Weil: Weiß wird zu schnell dreckig/Kein Platz mehr an irgendeiner Wand/Hab schon genug Täschchen. Heute geht es noch in die Donnerstagssammlung aber grundsätzlich bleibt es bei mir. Als Mahnmal oder so in Zeiten in denen es keine Einhörner sondern Taten braucht.

16 Kommentare:

  1. Eine sehr wesentliche Lebenserfahrung, meine ich...
    Die sich für mich erweitert hat, nachdem ich aus dem Berufsleben ausgestiegen bin. Gerade gegen Ende des selbigen habe ich es geschafft, abends den Kopf rechtzeitig zur Ruhe zu schicken und ab acht ein Täschchen genäht oder ein Kindershirt oder...und es ging mir gut damit. Ich war in dieser Hinsicht produktiver als jetzt. Jetzt geht es mir so, dass - wenn ich mich entscheiden soll, was ich tue - mich am liebsten zum Ausgleich für Kopfarbeit entscheide ( statt zu gärtnern, nähen, malen etc. ). Dann entstehen diese langen Great-Women-Posts wie der heute.
    Ich finde diese Selbstbeobachtung spannend.
    Und ich Heaven gelernt: Sinnfreies tut besonders gut.
    GLG
    Astrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja, ich glaube irgendwo habe ich mich schonmal darüber ausgelassen. vielleicht wird dieses gehandarbeite für kopfmenschen doch irgendwann zu leer... oder so. ich lese deinen artikel später mal in ruhe.
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen
  2. Ich mag dein Einhorn. Aber du hast Recht, es taugt nicht als Gay Unicorn Pride-Patch, weil weiß wirklich, wirklich undankbar ist für einen Außer-Haus-Gebrauch. Aber vielleicht fällt mir ja zwischendurch doch noch etwas ein.
    Deinen Beitrag hab ich wie üblich sehr gerne gelesen, denn dieses "Handarbeiten als Selbstzweck" finde ich auch problematisch - zum Beispiel auch in Hinblick auf Ressourcenverschwendung usw. Andererseits gehöre ich ja auch zu denen, die unzufrieden sind, wenn sie nichts mit den Händen tun kann...

    Liebe Grüße,
    Sabrina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja, irgendwie wäre es schön, wenn man diese fähigkeiten sinnvoller einsetzen könnte. ich fürchte das würde im moment super funktionieren, nur was passiert, wenn die 60 stunden arbeitswochen wieder anfangen.... nach mal sehen.
      liebst,
      jule*

      Löschen
  3. GROSSARTIG!
    Wir sollten viel mehr Einhörner sticken und auch mal was Sinnloses machen, einfach nur, weil es schön ist. Find ich super!

    GLG, Luci

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja, aber gibt es nichts wichtigeres zu tun?
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen
  4. Grundsätzlich würde ich sagen - Einhörner sind nie und nimmer nutzlos. ^^

    Dieses Phänomen, etwas mit den Händen _machen zu müssen_, kenne ich aber auch. Geht mir grad ganz akut so. Bei mir kommt noch hinzu: Ich versuche immer möglichst effektiv und schnell zu sein, statt das Werkeln mal zu genießen. Schwierig, das.

    AntwortenLöschen
  5. Ein Einhorn ist niemals, wirklich niemals sinnlos! Und wenn wir nur sinnvolle, durchdachte, vernünftige usw. Sachen machen würden, wäre das Leben ein wirkliches Jammertal.
    LG Susanne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. aber können nicht auch sinnvolle, durchdachte und vernünftige sachen schön sein und spaß machen?
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen
  6. Das Einhorn ist doch total niedlich!
    Ich wette dir fällt noch irgendwas ein, was du damit machen kann.
    Einhörner werkeln ist nämlich gar nicht sinnlos.
    Das wirst du schon noch erkennen bei dem nächsten oder übernächsten oder überübernächsten Einhorn...

    LG
    Tanja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. vielleicht muss ich sie rauslassen, damit sie anderen vielleicht eine freude machen....
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen
  7. Das ist definitiv alles andere als ein sinnloses Einhorn, erlaube mal - mir beispielsweise hat es soeben vor Lachen Schluckauf beschert (really, kein Spruch), und das ist nicht nichts!
    Als Mahnmal ist es definitiv ganz besonders großartig.
    (Und ich wette, in Bezug auf Chuck Norris irrst Du Dich. Daraus, dass er es einem nicht verrät, kann man noch lange nicht schließen, dass er es nicht weiß!)

    Schluckaufende Grüße
    Maike

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. oh, das allerdings war nicht beabsichtig, ist aber ganz fantastisch zu wissen! ich hoffe, der schluckauf plagt dich jetzt nicht.
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen