Donnerstag, 9. März 2017

Ich hab jetzt auch so eine


 Lesende Frauen sind gefährlich. Darum posiere ich heute vor meinem Spaßbücherregal. Das Fachbücherregal steht im Arbeitszimmer. Man kann sich ein bisschen wundern, aber ich möchte an dieser Stelle bitte nicht über das "Frag Mutti- Das Sparbuch" diskutieren. Lieber will ich heute meine neue Mütze präsentieren. Ja, was für ein großartiger Trend ist das denn bitte? Die Pussyhat. Jeder Mensch, der keine trägt sollte sich was schämen. Im Gegensatz zur ursprünglichen Anleitung habe ich meine natürlich aus veganem Garn und mit dem Nadelspiel in Runden gestrickt. Laut der aktuellen Emma hat das Trumpeltier die nächste Feminismuswelle losgetreten. Erstmal ist das zu begrüßen, aber mal sehen, wie weit sie rollen wird. Gestern war Weltfrauentag. Ich war einer wundervollen Veranstaltung zum Weltfrauentag, inklusive sehr inspirierender Vorträge, die uns bis zum Abendgetränk noch in spannende Gespräche und Überlegungen getragen haben. Hoffentlich habt ihr auch was Ordentliches mit dem gestrigen Tag angefangen.


 Ich habe vorm Bücherregal gestreikt und mir bei "Wer braucht Feminismus" eine Idee geliehen. Wobei es DEN Feminismus gar nicht gibt. Es gibt so viele Strömungen, soviele Gruppen, die sich streckenweise auch eher gegenseitig bekriegen, anstatt sich der Sache zu widmen. Das findet man in allen alternativpolitischen Szenen. Warum sollte der Feminismus da eine Ausnahme darstellen? Somit hat aber vermutlich auch jeder Mensch eigene Inhalte, die er in das Feminismusfass füllen möchte. Rechte und Pflichten seien hier mal als gesellschaftlich akzeptierte Konventionen angesehen. Vor dem Gesetz sind ja zumindest auf dem Papier alle Menschen gleich- haha!


 Ich tue mich an der Stelle des Geschlechtskonstruktivismus bekanntermaßen immer schwer. Damit fällt es mir auch schwer, Feminismus als etwas nur für Frauen zu begreifen. Feminismus könnte für alle Menschen Verbesserungen und Vorteile bringen. Vollkommen losgelöst von Geschlecht. Ich mag Männer ja. Einige meiner Lieblingsmenschen sind Männer und auch die haben die Schnauze voll von partriachalen Strukturen und sexistischer Kackscheiße. Viele stoßen sich an männlichen Rollenvorbildern von "Ernährer der Familie" bis "glattrasiertes Sixpack" in der Werbung. Da gibt es keinen Unterschied zu den Rollenvorstellungen, an denen sich Frauen wie ich stoßen. Und es geht noch weiter. Frauen in Hosen oder Röcken, total normal. Männer in Röcken? Am Ende noch geschminkt und mit lakierten Nägeln? Wuha! Und das sind ja nur äußerliche Merkmale. Unter meinen Lieblingsmännern gibt es einige, die vermutlich mehr weibliche Attribute in Verhalten und Wesen aufweisen, als ich. Wahlweise habe ich mehr männlich konotierte Attribute als manch ein Mann. Das ist für eine Gesellschaft oft ein Grund, schräg zu schauen, auf Diskriminierungsmodus zu schalten und uns den Krieg zu erklären. Ist doch Kacke, oder? Gleiche Rechte und Pflichten für alle. Recht auf Diskriminierungsfreiheit, Pflicht, nicht zu diskriminieren. Gleiche Bezahlung für alle, gleiche Pflichten beispielsweise bei nichtbezahlter Carearbeit. Es gibt eine leise Männerbewegung, deren Ziele der Frauenbewegung relativ ähnlich sind. (Bitte nicht verwechseln mit der MännerRECHTSbewegung) Der Süßminister stellte in meiner Gegenwart neulich übrigens total erschüttert (!!!) fest, dass er gar kein Kleid oder Rock im Schrank hat. Er war ERSCHÜTTERT darüber!!! Ich solle ihm eines nähen. Mit 3,5 Jahren ist die Welt noch in Ordnung. Manchmal. Und irgendwie wäre es doch schön, wenn unsere Kinder ein einer Welt aufwachsen, in der es egal ist, ob man eine Vagina oder einen Penis hat, in der alle Menschen Kleider und Hosen tragen können und sich in ihrer Haut wohlfühlen dürfen. Und natürlich ist das nur ein kleiner Teil des Inhalts, mit dem man das Feminismusfass füllen kann.


 Während ich diese Bilder machte und hier tickerte, schallte übrigens volle Dröhnung die gute ALANIS MORISETTE durch meine Wohnung. 1995 trat sie als eine der ersten lauten Vorbildfrauen in mein Leben. Und auch sie vergisst bei all dem Krach und Getöse nicht, für die Rechte von Frauen und Männern zu schreien. 


 Bleibt mir nur zu sagen: Fick dich Partriarchat!!! Und auch diese Geste ist so unweiblich, obwohl wir sie alle viel öfter nutzen sollten. Als nächstes bräuchte ich eigentlich so eine PUSSY RIOT Sturmhaube. Die würde vermutlich auch viel besser zu mir passen. Ich hoffe ihr habt den Tag gestern als Anstoß für viele weitere und Gedanken und Taten in eine ähnliche Richtung genutzt. Round about the WEIB oder vibe? Der gerstreifte Rock war übrigens mal ein Top, das Shirt ist aus dem Rausverkauf von InkluWAS und mein zauberhafter Ring von Feministsmeden in Stockholm (erzähle ich demnächst noch was drüber). Passt!


8 Kommentare:

  1. Ich glaube auch, dass Männer sehr vom Feminismus profitieren können. Ein großes Problem ist ja, dass (unterbewusst?) das Weibliche immer noch als schwächer, schlechter, unterlegen betrachtet wird - und sich darum Frauen aufwerten, wenn sie sich maskulin geben, Männer aber abwerten, wenn sie feminin sind, sein möchten oder Feminines mögen.
    Wenn diese Kluft kleiner wird, können Jungs auch Röcke tragen und Ballet tanzen, ohne belächelt zu werden, und Männer sich schminken und die Nägel lackieren ... solche unbewussten Vorstellungen sind leider schwieriger und langwieriger zu ändern, als Rechtegleichheit zu erstellen.
    Zumindest was den Kleiderschrank angeht, befreit Selbermachen ja ungemein - noch habe ich keine Kinder, aber wenn, wird ein kleiner Junge auch Röcke haben können, wenn er möchte. Meinetwegen mit Baggern drauf (oder Raumschiffen, die sowieso das Coolste sind). Gefiele mir gut. Hey, mein optimistisches Selbst sieht sich schon ganze Kindergartengruppen unisex mit Bagger-Röcken benähen - wer weiß? ;)

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    1. das hast du sehrsehr schön geschrieben und du hast absolut recht. danke für diese erweiterung meines beitrages.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Ich war gestern zu fertig, um einen geraden Satz zu formulieren, daher ert heute: Ich habe diesen Post hart gefeiert und möchte jedes Wort doppelt unterstreichen und Ausrufezeichen an den Rand machen.

    Liebe Grüße,
    Sabrina

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    1. ach, du musst auch nicht immer kommentieren. auch wenn es mich freut. das soll ja hier alles spaßig bleiben und ja nicht in stress ausarten. den hattest du anscheinend zu viel. danke für deine ausrufezeichen.
      liebst,
      jule*

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    2. Eigentlich habe ich nur schon wieder einen sehr dicken Schnupfen.^^
      Und ich finde es so schade, Posts nicht zu kommentieren, die ich so großartig finde, wie diesen. ;)
      Grüßlis!

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    3. oh weh, dann gute besserung!
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Sehr gut geschrieben! Besonders stimme ich dir in dem Punkt zu, dass es viel zu wenige männliche Feministen gibt, die sich auch öffentlich dazu bekennen.
    Leider hab ich vom Pussyhat erst Anfang der Woche erfahren, sonst hätte ich mir auch einen gemacht - obwohl ich ja Pink sonst gar nicht gerne trage ;)
    Feministische Grüße
    Janina

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    1. erst anfang der woche? huch! in meinem universum geistert die schon seit januar herum. vielleicht hätte ich die hier auch ein bisschen lauter promoten sollen. und wegen der farben: das hatten wir am sonntag schon in den kommentaren. andere farben sind ja durchaus auch gewünscht. nicht alle pussys sind pink. ich denke die form ist das größte wiedererkennungsmerkmal.
      liebe grüße,
      jule*

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