Donnerstag, 19. Dezember 2013

Musikdonnerstag: DIE ÄRZTE- "Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter"


 Immer (oder meistens) Donnerstags stelle ich ein Album vor, welches in meinem Leben eine prägende Rolle meiner musikalischen Sozialisation gespielt hat. Wer mitmachen mag, ist natürlich herzlich eingeladen und darf einen Kommentar hinerlassen, weil ich so furchtbar neugierig bin, was andere so hören. In den folgenden Wochen soll es um diese Alben gehen:
Meine Top 20 Alben aller Zeiten
The Beatles- A Hard Days Night (1964)
Cat Stevens- Mona Bone Jakon (1970)
Die Ärzte- Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter (1989)
Red Hot Chili Peppers- Blood Sugar Sex Magic (1991)
System Of A Down- Toxicity (2001)
Sick Of It All- Scratch The Surface (1994)
Jimmy Eat World- Clarity (1999)
Juliana Theory- Emotion Is Dead (2000)
Pale- How To Survive Chance (2002)
Boysetsfire- After The Eulogy (2000)
Kristofer Åström- Northern Blues (2001)
The Appleseed Cast- Lost Songs (2002)
Kettcar- Du und Wieviel Von Deinen Freunden (2002)
Tomte- Hinter All Diesen Fenstern (2003)
Dredg- Catch Without Arms (2005)
Deftones- White Pony (2000)
Thrice- The Artist In The Ambulance (2003)
Friska Viljor- Bravo (2006)
Captain Planet- Wasser kommt Wasser Geht (2007)
Casper- XOXO (2011)
Die Ärzte- Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter (1989) 

 
  Hierzulande kommt keiner an den ÄRZTEN vorbei. Oder? Schließlich sind die nach wie vor die beste Band des Universums und das zu Recht.
Aber zu meiner persönlichen Geschichte mit den Ärzten: Ich hatte sie schon früher mal im Radio gehört, auf Tape auf irgendwelchen Autofahrten mit meinen damaligen als- ob- Pfadfindern. Wir waren solche ohne Kluft, Ränge und so. Wir wollten einfach nur draußen sein, wandern, Feuer machen, in Zelten schlafen und im Wald spielen. In jeder Jugendgruppe gibt es ja so einen kleinen Punker. So war auch in unserer Truppe einer. Er gehörte auch allabendlich zu unseren großartigen gitarrespielenden Jurtenbarden, der auch gerne mal ein Solo von sich gab. Eines Abends war es "Anneliese Schmidt" von den ÄRZTEN. Ich war noch recht jung, fand dieses Lied aufgrund seiner absoluten Schwachsinnigkeit total faszinierend. Es wurde in diesen Zeltlagerferien noch öfter vorgetragen und immer öfter mitgesungen. Man muss ja nicht immer bierernst unterwegs sein. Als das Lager vorbei war lief ich sofort zum CD- Händler meines Vertrauens und besorgte mir die "Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter" CD und darauf gab es ja noch einiges mehr zu bewundern als nur "Anneliese Schmidt". "Zitroneneis" ist ein Lied, dass mir jeden Sommer absolut aus der Seele spricht und auch "Ekelpack" habe ich mehr als einmal leise oder laut geschrien. Im Gegensatz zu den nachfolgenden Alben merkt man auf dieser Platte auch noch wunderbar die eigentlichen Punkrockwurzeln der ÄRZTE. Drei Akkorde, rau, streckenweise hart und weniger gut abgemischt. Anarchie muss nicht zwangsläufig politisches (Anti-)Statement bedeuten, sondern darf auch gerne mal so sinnlos wie das meiste auf der Welt klingen. Dafür sind die ÄRZTE auch immer noch meine kleinen heimlichen Helden in schlechten Zeiten: Dem ganze Quatsch einfach mal Quatsch entgegenstellen und den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen.
Die Begeisterung für "Anneliese Schmidt" hatte dann auch zur Folge, dass ich die Gitarre meiner Mutter entstaubte und anfing mir selbst Gitarre beizubringen. Bis heute bin ich keine große Gitarrenvirtuosin, für drei- Akkorde- Punkrock- Lagerfeuer- Schrummschrumm reicht es aber immer noch. Mit so richtigem Rotzpunk konnten mich die ÄRZTE allerdings bis heute nich anfreunden. Hin und wieder höre und sehe ich mir das zwar mal an, aber der Funke sprang nie so richtig über. Konzerte in diversen autonomen Zentren lassen mich meistens eher kalt. Mir fehlt im richtigen Punk immer etwas die Melodie und das Gefühl für die schönen Feinheiten des Lebens. Leider ist er oftmals auch nicht ansatzweise so witzig wie zum Beispiel "Vollmilch" von den ÄRZTEN und für mich von daher nur schwer zu ertragen. Ich muss keine Bierdusche haben, um ein cooler Punker zu sein. Ich muss auch nicht das Maul aufreißen und einfach hirnbefreit losschreien, nur weil ich mich anders nicht artikulieren kann. Allerdings muss ich sagen, dass es diverse Bands gibt, die durchaus Punkwurzeln aufweisen, die mich sehr in ihren Bann gezogen haben (zu CAPTAIN PLANET z.B. komme ich noch). Und auch andere Auswüchse der Punkszene finde ich ganz wunderbar. Angefangen vom DIY or die- Gedanken, Wandlung von alternativen Lebensweisen aus der Ökolatschenszene zum Statement bis hin zur Riot Grrl Bewegung. Ohne Punk gäbe es wohl auch keinen Hardcore... Haben alles nicht die ÄRZTE erfunden, aber dass die ÄRZTE so viel mehr sind als Schwachsinnsmusik kann man in diversen Interviews mit der Band ja auch gerne nachlesen. Und sie halten sich immer noch, sind sich dabei treu geblieben und das wirkt keineswegs irgendwie affig, auch wenn sie älter oder eben besser werden. Darum muss für die ÄRZTE auch einfach "Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter" hier stehen, denn das Meiste was danach kam, ist vergleichsweise schon fast zu glatt, um als Punk durchgewunken zu werden. Die Definition von "glatt" sei an dieser Stelle einmal sehr weit gefasst. Also öfter mal "Anneliese Schmidt" trällern, wenn es Sonntags im Stechschritt zum Bäcker geht.
 
 Eine andere kleine Geschichte zu den ÄRZTEN von gar nicht allzu langer Zeit kann man hier nachlesen.

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