Donnerstag, 8. Juni 2017

Musikdonnerstag: GOTT SEI PUNK 2017


  Man könnte ja jetzte meinen: Boah, diese Frau Jule, die ist sich auch für nichts zu krüsch. Aber Pustekuchen. Ich mag Punk. Die Musik, die Menschen, das Umfeld. Schön ist das meistens nicht, aber meistens leider geil. Für mich ist es diese Antiästhetik, was Punk für mich zu einem herrlich entspannten Umfeld macht. Nach dem IMMERGUT FESTIVAL war das natürlich auch der härteste Kulturschock den ich mir antun konnte. Aber irgendwann ging mir das Herz dann doch sehr auf. Jedenfalls und allenfalls: Ich war beim GOTT SEI PUNK in Hamburg. Ein Eintagesfestival. 19 Bands, zwei Clubs, 500 Dosen Freibier, 1200 Menschen, ausverkauft. Zwei meiner Kumpels sind dafür extra aus Hessen und dem Rheinland angereist.


 Bestes DIY aus jeder Ecke. Eigentlich war das mal eine große Geburtstagsfeier von Thomas. Die hat sich im vergangenen Jahr zu einem offiziellen Festival entwickelt. Dieses Jahr dann sogar in zwei Clubs. Das Publikum schwarzbunt gemischt, alt, mittelalt, alt. Es war schön anzusehen.


 So gehen Punkers miteinander um. Liebe pur! Vielleicht auch ein bisschen dem Alter geschuldet: Statik auf der Bühne. Gehampelt wurde davor aber umso mehr. Dieses Bild ist beim Auftritt von DEE ANDERN entstanden.


 MANN KACKT SICH IN DIE HOSE. Ach, immer diese bösen Namen für so freundliche, nette und kluge Menschen. Hält jedenfalls ungewolltes Publikum fern. Spaß gemacht haben sie auf jeden Fall. Gute Band!


 KEIN HASS DA waren definitiv so ein bisschen die Hippies des Abends. Hat mir aber auch sehr gut gefallen. Irgendwie feinsinnig klug. In Punkdimensionen.


 Zwischenzeitlich hatte ich wirklich harte Entscheidungsfindungsstörungen. DREI METER FELDWEG spielten parallel zu THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM. Ich hatte die Feldwegs vor kurzem rezensiert und war einfach gespannt. Da mussten die Damen sich leider hinten anstellen. Ich wurde nicht entäuscht. Das hat Spaß gemacht. Vor allem mit den ganzen Jungspunden vor und auf der Bühne. 


 Von THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM habe ich noch ein paar Songs auf der anderen Bühne mitbekommen. DREI METER FELDWEG waren ein bisschen früher fertig. Das was ich mitbekommen habe, war unfassbar groß aber nicht artig. Ich bin vom Fleck weg Fangirl geworden. 



 Ich muss an dieser Stelle mal erwähnen, dass ich ja furchtbar neugierig auf die TERRORGRUPPE war. Auf meinem allerersten Konzert waren sie die Vorband der damals noch coolen TOTEN HOSEN (ich war 13). Aber leider hat die TERRORGRUPPE in den letzten 21 Jahren irgendwie nachgelassen. Also bin ich wieder rüber in den anderen Club und habe mir lieber den Restauftritt von DAS FRIVOLE BURGFRÄULEIN angeschaut. Und das war sehr großartig. Der Boden war so eine fröhliche Konfettibiermische. Ich habe mich direkt hinter diesen Rollstuhlfahrenden gestellt, weil der Pogo doch etwas härter ausfiel und ich dachte lieber Rollstuhl auf dem Fuß als Stiefel am Schienbein. Ich selbst kann gar nicht pogen, ich falle immer sofort um und ich will andere nicht nerven, weil sie mich ständig hochhieven müssen. Wer fällt wird bei sowas nämlich immer schnell wieder von vielen Händen aufgestellt. Achso: Man kann mit Rollstuhl auch pogen. Das war wundervoll anszusehen. Hin und wieder moshte die Menge mal angemessen heran und der Mensch im Reifenstuhl wurde mitgenommen. Als ich meine Kamera auspackte, um Bilder des Auftritts zu machen, kam der Pogomob irgendwann auch gefährlich nahe an mich heran. Aber sofort war ein anderer Mensch vor mir, der schützend die Hände vor mich und meine Kamera hielt und die Menge wieder in die andere Richtung dirgierte. Spätestens da war Liebe in meinem ganzen Körper. Auch Menschen, die um den Mob herum standen, wurden nicht unfreiwillig angemosht. So einen schönen Pogohaufen habe ich schon lange nicht mehr gesehen.


 Das war auf jeden Fall ein sehr feiner Abend mit meinen Jungs. Das Fotografieren habe ich irgendwann mehr oder weniger eingestellt. Bierdusche und Kamera sind nicht so gut Freund, zudem hatte ich keine Akkreditierung für den Fotograben im Gruenspan bekommen. Sei´s drum. Basisfotografie. Der Holzwurm und ich sind dann nachts im 1h noch Kuchen essen gegangen. Das Treffen auf dem Heimweg mit der U-Bahn mit den Menschen, die vom ELBJAZZ kamen, fiel entsprechend aus. Hochkultur zieht die Augenbrauen hoch... Nunja. Vielleicht nächstes Jahr wieder.

Mehr gibt es natürlich wieder drüben bei allschools.de:


Fotogalerien:

6 Kommentare:

  1. Und heute schon wieder eine neue Welt für mich!
    Nicht, dass ich Punk nicht mitbekommen hätte. Aber da war ich mittenmang im Erwachsenenleben angekommen und musste Familie und Beruf und überhaupt auf die Reihe kriegen.
    Und als meine geliebte letzte Gesamtschulklasse ( ziemlich zahlreich ) Punks wurden, war ich bei den ganz Kleinen in der Grundschule gelandet. Politisch gab es nach wie vor viele Berührungspunkte.
    Auch wenn ich eher der Ästhetikfraktion angehöre, hat mich diese Antiästhetik nicht gestört ( Vivienne Westwood ist ja auch meine liebste Modetante ), aber die Musik war mir dann doch zu rough. Und was die Gruppennamen anbelangt, waren mir manche Scherze doch zu pubertär.
    Deine Fotos sind wieder sehr atmosphärisch ( in dem Sinne, dass beim Betrachter rüberkommt, was musikalisch und zwischenmenschlich abgeht.
    Also so lass ich mich gerne hineinziehen in "fremde Welten"! Aber vielleicht magst du dich ja auch mal in Richtung Jazz rüberziehen?
    GLG
    Astrid

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    1. mit dem rough hast du wohl recht. ich brauche auch immer noch ein bisschen minimalmelodie, damit ich das abfeiern kann. aber das konnten die meistens bands am samstag ganz gut.
      mit jazz und klassik bin ich aufgewachsen. gut bildungsbürgerlich. klavier und saxophon habe ich gelernt. jazz mag ich auch recht gerne. also eher klassischen, nicht diesen freejazz oder so. konzerte dieser fraktion sind allerdings abenden mit meinen eltern vorbehalten. ich habe einfach keine zeit, das auch noch abzudecken und irgendwie habe ich davon auch tatsächlich nur recht wenig ahnung. ich kann miles davis von thelonius monk unterscheiden, dann hört es aber auch schon wieder auf... evtl. wäre das ja was für dich zum drüber schreiben?
      liebst,
      jule*

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  2. Ach, beim Elbjazz gab es auch andere - mich zum Beispiel und die netten Techniker! :D
    Dieses Festival hätte ich aber auch gerne erlebt, vielleicht beim nächten Mal.
    Liebe Grüße
    Antje

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    1. ja, das sind sicherlich alles ganz nette menschen, aber der kontrast war krass. so ähnlich wie als nach dem elbriot die menschen auf die vom weißen dinner trafen. man hätte schach spielen können...
      liebst,
      jule*

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  3. Eigentlich wollte ich gerade den Festivalbeitrag kommentieren, da hab ich den hier entdeckt. Schön! Erinnert mich sehr an das Manchester Punk Festival. :D
    Ach, Festivals sind was tolles! Wobei es entweder über mehere Tage gehen oder Open Air sein muss, um für mich als Festival durchzugehen. Ausser der R(h)einkultur (falls ich mich richtig erinnere) habe wir da keine Überscheidung, denn ich war immer auf den "klassischen" Punkfestivals wie Force Attack und so unterwegs. Dieses Jahr bleib ich aber wieder auf der Insel und nehm hier noch ein paar mit ;)

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    1. cool! da bin ich auf deine berichte sehr gespannt. ich fand ja das, was du bisher an musik von der insel berichtet hast, noch bunter als das, was hier so abgeht. grundsätzlich liegt meine festivalvielfalt vielleicht auch einfach darin begründet, dass ich mich schwer auf ein genre festlegen kann. auf den metalfestivals war ich ja primär auch, weil ich furchtbar neugierig auf leute und shows war....
      liebst,
      jule*

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